Bundeswehr richtet Afghanistan-Taktik weniger defensiv aus

Berlin. Auf die zunehmenden Angriffe von Aufständischen reagieren Bundeswehr-Soldaten mittlerweile offensiver. Das ist Teil der weniger defensiven Taktik in Afghanistan. Statt möglichst zügig den Schauplatz zu verlassen und sich im gut geschützten Feldlager in Kundus zu verbarrikadieren, liefern sie sich offene Feuergefechte mit den Angreifern

Berlin. Auf die zunehmenden Angriffe von Aufständischen reagieren Bundeswehr-Soldaten mittlerweile offensiver. Das ist Teil der weniger defensiven Taktik in Afghanistan. Statt möglichst zügig den Schauplatz zu verlassen und sich im gut geschützten Feldlager in Kundus zu verbarrikadieren, liefern sie sich offene Feuergefechte mit den Angreifern. Der Norden Afghanistans, in dem die Bundeswehr seit 2002 den Wiederaufbau absichern soll, galt lange als vergleichsweise ruhig. Wurden die Soldaten angegriffen, zogen sie sich in ihre Lager zurück. Sie sahen sich aus politischen Gründen eher in der Rolle der Helfer. Als die Lage aber auch im Norden Afghanistans immer schwieriger wurde, entschieden die Kommandeure vor Ort im vorigen Jahr, mehr Soldaten nach draußen zu schicken. Sie fuhren häufiger Patrouille und bewegten sich in abgelegenere Dörfer. Das Ziel: präsenter in der Fläche zu sein und so Stärke zu demonstrieren. Aus Pakistan rückten verstärkt Kräfte in die von der Bundeswehr kontrollierte Region nach, sagte gestern Verteidigungssprecher Thomas Raabe.Zahl der Anschläge steigtInsgesamt ist das Gebiet im Norden, in dem die Bundeswehr die Verantwortung trägt, halb so groß wie Deutschland. Die höhere Präsenz führte unter anderem dazu, dass die Soldaten immer häufiger Ziel der Taliban wurden. Seit Jahresbeginn gab es fast 40 Anschläge, die meisten im Raum Kundus. Statt nur Raketen in Richtung Feldlager zu schießen, benutzen die Aufständischen inzwischen Schusswaffen und Panzerfäuste. Zudem greifen sie nicht aus einem Hinterhalt, sondern etwa von mehreren Hügeln und parallel aus verlassenen Häusern an. Die Auseinandersetzung habe eine neue Qualität bekommen, sagt der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe (SPD). Das bestätigt auch der Bundeswehrverband. Die Truppe müsse deshalb über ihre Rechte und Pflichten noch besser aufgeklärt werden. Derzeit trägt jeder Soldat eine Taschenkarte mit sich, in der die Anwendung militärischer Gewalt geregelt ist. Dort heißt es: "Im Rahmen der Nothilfe dürfen Sie Angriffe gegen jedermann abwehren, die lebensgefährdend sind oder auf schwere körperliche Beeinträchtigung abzielen." afp

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