Bundesarchiv übernimmt Die Stasi-Unterlagen-Behörde steht vor dem Aus

Berlin · Das Bundesarchiv soll künftig für die geretteten Akten aus DDR-Zeiten verantwortlich sein. Der Bundestag muss noch zustimmen.

 Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR.

Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Knapp 30 Jahre nach dem Mauerfall zeichnet sich das Ende der Stasi-Unterlagen-Behörde ab. Für die Millionen geretteter Stasi-Akten, Filme, Fotos und Tonaufzeichnungen soll künftig das Bundesarchiv verantwortlich sein. „Das Recht auf den Zugang zu den Akten bleibt unverändert“, betonte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, gestern in Berlin. Er stellte gemeinsam mit dem Chef des Bundesarchivs, Michael Hollmann, das Konzept zur Zukunft der Stasi-Unterlagen vor. Darüber muss nun der Bundestag entscheiden. Das Archiv gilt als Kernstück der Behörde.

Der frühere DDR-Oppositionelle Jahn sagte: „Den Bundesbeauftragten wird es so nicht mehr geben.“ Mit der Überführung der Akten in das Bundesarchiv sollten Kompetenzen, Technik und Ressourcen gebündelt werden, um die jahrzehntealten Papiere dauerhaft zu sichern und den Diskurs über die gesamtdeutsche Geschichte weiter zu führen. Hollmann versicherte, das Archiv mit den Stasi-Papieren werde unter dem Dach des Bundesarchivs eigenständig sichtbar sein. Das Konzept wurde an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble übergeben.

Danach soll in der früheren Stasi-Zentrale in Berlin ein Kompetenzzentrum mit Werkstätten zur Restaurierung und Digitalisierung der Akten entstehen. Dort sollen künftig auch die überlieferten Unterlagen von DDR-Behörden und der Stiftung Parteien und Massenorganisationen deponiert werden, die das Bundesarchiv bislang an anderen Standorten bündelte. Ziel ist ein Archivzentrum zur SED-Diktatur.

In den ostdeutschen Bundesländern soll es je einen Archivstandort geben, an dem die Akten fachgerecht aufbewahrt werden können. Dafür seien Neubauten notwendig. Hollmann sprach von mindestens zehn bis zwanzig Millionen Euro Finanzbedarf.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erklärte, mit dem Konzept werde das Erbe der friedlichen Revolution vom Herbst 1989 dauerhaft bewahrt. Bürgerrechtler hatten damals die massenhafte Vernichtung von Stasi-Akten gestoppt und so den Grundstein für die Stasi-Unterlagen-Behörde gelegt.

Zur Hinterlassenschaft der DDR-Geheimpolizei gehören allein 111 Kilometer Schriftgut. Zudem gibt es rund 15 000 Säcke mit zerrissenen Papieren.

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