"Bittersüßer Besuch" am Ground Zero

New York. Der Himmel strahlt genauso blau wie an dem Herbsttag vor fast zehn Jahren als zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers rasten. Eine passende Kulisse für die Kranzniederlegung des Präsidenten am "Baum der Überlebenden"

New York. Der Himmel strahlt genauso blau wie an dem Herbsttag vor fast zehn Jahren als zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers rasten. Eine passende Kulisse für die Kranzniederlegung des Präsidenten am "Baum der Überlebenden". Wortlos verbeugt sich Obama, schließt die Augen und gedenkt der rund 3000 Menschen, die an diesem Tag bei den Terrorangriffen von New York, Washington und Shankesville ihr Leben verloren. Ein Ereignis, das die USA und die Welt für immer verändert und eine ganze Generation geprägt hat.Es ging dem Weißen Haus darum, den Kreis zu schließen, den Osama bin Laden mit dem von ihm befohlenen Angriff auf die Ikonen amerikanischer Macht am 11. September 2001 begonnen hatte. Ein "bittersüßer Besuch", wie Sprecher Jay Carney es treffend formuliert.

Für Obama ist es die erste Rückkehr an "Ground Zero" seit er im Wahlkampf mit seinem republikanischen Gegenspieler John McCain gemeinsam der dramatischen Ereignisse gedachte. Diesmal kommt er als Präsident, der das Versprechen einlöste, das sein Vorgänger George W. Bush nicht erfüllen konnte: Den Verantwortlichen des Massenmords Osama bin Laden "tot oder lebendig" zur Strecke zu bringen. "Ich bin überwältigt mit Emotionen," meint der Lee Ielpi, dessen Sohn Jonathan am 11. September bei den Rettungsarbeiten ums Leben kam. Ielpi möchte dem Präsidenten bei einer privaten Begegnung persönlich für die mutige Entscheidung danken, die den meistgesuchten Terroristen der Welt ausschaltete. "Das bringt ein Kapitel zum Abschluss".

Während Vorgänger Bush eine Einladung Obamas ablehnte, zeigte sich der ehemalige Bürgermeister von New York Rudi Giuliani an der Seite des Präsidenten. "Ich denke, es ist sehr wichtig, dass der Präsident dies macht," sagt der Republikaner.

Keine Frage - der erfolgreiche Kommando-Einsatz gegen Bin Laden hilft Obama. Erste Umfragen zeigen einen Sprung in den Zustimmungswerten. In einer Erhebung für die "New York Times" legte der Präsident insgesamt um elf Punkte auf nun 57 Prozent Zustimmung zu.

Auf breite Unterstützung stößt auch die Entscheidung Obamas, keine Fotos des toten Terrorfürsten zu veröffentlichen. "So etwas machen wir nicht", sagte der Präsident im Interview mit CBS. Auch sei sicher, dass die Bilder des toten Bin Laden in Teilen der Welt die Gemüter aufbrächten. sp

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