Bildung mit Lücken

Berlin/Saarbrücken · Das Saarland dümpelt im Bildungsmonitor 2014 nur auf Platz elf. Schuld sei das maue Abschneiden des Hochschulsystems. Die Staatskanzlei findet das „nicht immer nachvollziehbar“ – die Opposition schon.

Das Saarland ist nicht Deutschlands Musterschüler der Bildungspolitik. Das war es auch noch nie - zumindest nicht im "Bildungsmonitor". Den geben das Kölner Institut für Wirtschaftsforschung und die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" seit 2004 heraus. Die Forscher lassen dabei 93 Faktoren in die Bewertung einfließen, von den Bildungsausgaben über die Betreuer-Kind-Relation in Kitas bis zum Anteil an Hochschulberechtigten. Daraus wird eine Durchschnittspunktzahl ermittelt. Und da landet das Saarland stets im Mittelfeld. Auch in diesem Jahr wieder. Diesmal wird das Land Elfter. Spitzenreiter sind - wie immer - Sachsen und Thüringen.

So düster, wie es klingt, steht es ums saarländische Bildungssystem aber nicht. Ganz im Gegenteil. Keine Region in der Republik hat so viele Fortschritte gemacht wie wir. Überdurchschnittliche Arbeit leistet das Land bei der Integration: "Der Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft der Schüler ist weniger eng als in den meisten anderen Bundesländern", sagen die Autoren. 18,9 Prozent der Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln erreichen hierzulande an beruflichen Schulen das Abitur. In Deutschland sind es im Schnitt nur 13,4 Prozent. Auch verließen nur 10,2 statt bundesweit 11,4 Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund eine Schule ohne Abschluss. Dafür gibt's Rang zwei.

Eine weitere Stärke sehen die Forscher bei der "Zeiteffizienz". Weniger Schüler würden an Grundschulen und in der Sekundarstufe I sitzen bleiben. Auch das Durchschnittsalter der Erst absolventen lag mit 26,2 Jahren 2012 leicht unter dem Durchschnitt von 26,6 Jahren.

Größte Bedenken haben die Forscher bei den Saar-Hochschulen. So sei der Anteil der Studienanfänger bei Bachelorstudiengängen zu niedrig. Sie kritisierten auch den Anteil der Absolventen eines ingenieurswissenschaftlichen Studiums an allen Absolventen . Der liegt bei 10,3 Prozent (Bundesdurchschnitt: 19,5 Prozent). "Dies ist der niedrigste Wert aller Bundesländer." Auch der Anteil der Absolventen in Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik fiel "unterdurchschnittlich" aus. Zudem wies das Land auch bei der Promotionsquote (2012: 2,7 Prozent) "den schlechtesten Wert aller Bundesländer" aus. Generell würde hierzulande wenig in die Hochschule investiert. 2012 waren es laut Studie etwa 6,3 Prozent des BIP (Bundesdurchschnitt: 11,7 Prozent).

Die Oppositionsparteien im Landtag geben der "schlafenden Landesregierung" die Schuld am schlechten Abschneiden. "Wer angesichts dieser Zahlen bei den Hochschulen noch weiter kürzen und streichen will, der verspielt die Zukunftsfähigkeit unseres Landes", sagte Barbara Spaniol (Linke). Ähnlich äußerte sich Klaus Kessler (Grüne). Die Staatskanzlei hält die Ergebnisse gerade mit Blick auf die Hochschulen für "nicht immer nachvollziehbar". So seien wegen eines "Datenübermittlungsproblems" nur 90 Promotionen aufgelistet worden. In Wirklichkeit seien es 2012 aber 356 gewesen. Auch die Saar-Uni bestätigte der SZ, dass es hierzulande deutlich mehr Promotionen gab.

Das letzte Wort über den Zustand des Saar-Bildungssystems ist also noch nicht gesprochen.

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