„Big moustache“ ist tot

Paris · Der Chef des französischen Öl-Konzerns Total ist bei einem Unfall am Moskauer Flughafen Wnukowo ums Leben gekommen. Der schillernde Christophe de Margerie war für seine offenen Worte bekannt und eckte damit auch an.

"Big moustache" nannten ihn seine Angestellten - großer Schnurrbart. Der Chef des Ölkonzerns Total, Christophe de Margerie, unterschied sich schon äußerlich von den anderen französischen Managern. Als "originelle Persönlichkeit" würdigte Präsident François Hollande den 63-Jährigen, der am Montag auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo tödlich verunglückte. Hollande zeigte sich sichtlich schockiert. Ein Schneeräumfahrzeug hatte seinen Privatjet beim Start gerammt und in Flammen aufgehen lassen. Der Fahrer soll betrunken gewesen sein, bestreitet dies aber. Noch kurz vor dem Unfall soll de Margerie in der Nähe von Moskau mit Regierungschef Dmitri Medwedew über Investitionen gesprochen haben.

Er war für seine offenen Worte bekannt. "In der Menagerie der Unternehmenschefs hat er einen erfrischenden Ton, der wohltut", sagte der frühere Präsidentenberater Alain Minc einmal über ihn. Die Offenheit, die der Enkel des Champagner-Unternehmers Pierre Taittinger als Chef von Total ab 2007 reinbrachte, widersprach dem diskreten Stil seines Vorgängers Thierry Desmarest. Nach der Tankerkatastrophe der Erika 1999 vor der bretonischen Küste hatte Total versucht, Schlagzeilen zu vermeiden. Doch der humorvolle de Margerie führte den Konzern wieder ins Rampenlicht zurück. "Er war ein Botschafter der französischen Wirtschaftsmacht, der respektiert und bewundert wurde", erinnert sich die frühere Arbeitgeberpräsidentin Laurence Parisot.

Der Total-Boss trat in Fernsehsendungen auf und war bei Wirtschaftskonferenzen weltweit dabei. Verkörperte der leutselige Manager doch das nach Gewinnzahlen größte Unternehmen Frankreichs mit 100 000 Angestellten in 130 Ländern und einem Umsatz von 189,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Steuern zahlt Total jedoch in Frankreich kaum - ein Umstand, der häufig kritisiert wurde.

Auch de Margerie selbst zog Kritik auf sich. Im Zusammenhang mit dem früheren Irak-Hilfsprogramm "Öl für Lebensmittel" wurde lange gegen ihn wegen Bestechung ermittelt. Die Vorwürfe fallen in die Zeit, in der de Margerie Nahost-Chef des Konzerns war. Doch im vergangenen Jahr sprach ihn ein Strafgericht in Paris zusammen mit allen 19 anderen Angeklagten frei. Misstrauisch beäugte der Westen de Margeries Engagement in Russland. Denn während die EU und die USA Russland wegen der Ukraine-Krise mit Sanktionen belegten, trieb der Total-Chef dort seine Geschäfte voran. "Sanktionen sind ein Irrweg", sagte der 63-Jährige.

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