Bettina Wulffs Kampf gegen Rotlicht-Gerüchte
Berlin. Es war ein tiefer Sturz: An der Seite ihres Mannes hatte es Bettina Wulff zur "First Lady" in Deutschland gebracht, dabei "Bella Figura" gemacht und dem blassen Christian Wulff mehr als einen Hauch von Glamour verpasst. Doch dann kam Wulffs Rücktritt als Bundespräsident, der Umzug vom Schloss Bellevue nach Großburgwedel
Berlin. Es war ein tiefer Sturz: An der Seite ihres Mannes hatte es Bettina Wulff zur "First Lady" in Deutschland gebracht, dabei "Bella Figura" gemacht und dem blassen Christian Wulff mehr als einen Hauch von Glamour verpasst. Doch dann kam Wulffs Rücktritt als Bundespräsident, der Umzug vom Schloss Bellevue nach Großburgwedel. Und immer wieder diese Gerüchte über ihr Vorleben. Doch jetzt geht die Ehefrau des Ex-Bundespräsidenten in die Offensive.Zu Berichten, sie habe einst dem Rotlicht-Milieu nahe gestanden, erwirkte sie bei zahlreichen Medien Unterlassungserklärungen, wie ihr Rechtsanwalt Gernot Lehr sagte. Auch Fernsehmoderator Günther Jauch erkannte ihren Unterlassungsanspruch an - ein Zugeständnis, das Lehr gerichtlich bestätigen lassen will. Im Fall Google will die 38-Jährige verhindern, dass bei Eingabe ihres Namens in die Internetsuchmaschine automatisch Suchbegriffe wie "Rotlichtvergangenheit" auftauchen. Der Konzern wies ihre Vorwürfe aber zurück: Google nehme keinen Einfluss auf die Suchbegriffe, sagte Unternehmenssprecher Kay Oberbeck. "Die bei der Google-Autovervollständigung sichtbaren Suchbegriffe spiegeln die tatsächlichen Suchbegriffe aller Nutzer wider."
Bettina Wulff gab bei Gericht eine eidesstattliche Erklärung ab, wonach alle Behauptungen über ihr angebliches Vorleben als Prostituierte falsch seien, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Eine solche Erklärung der Frau eines früheren Bundespräsidenten ist bisher einzigartig.
Wer steckt aber hinter den Rotlicht-Gerüchten? Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" stammt diese Rufmordkampagne aus der niedersächsischen CDU. Dieser Vorwurf habe am Wochenende die politische Szene in Hannover aufgerüttelt. Der Geschäftsführer der SPD im Bundestag, Thomas Oppermann aus Göttingen, forderte Ministerpräsident David McAllister (CDU) auf, die Vorwürfe "schnell aufzuklären". McAllister lehnte eine Stellungnahme ab, und in der CDU befürchtet man schon eine heraufziehende Schmutzkampagne im Wahlkampf. In viereinhalb Monaten wird in Niedersachsen ein neuer Landtag gewählt.
Die CDU wirkt irritiert im Umgang mit ihrem ehemaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff. Es gibt noch viele Anhänger Wulffs, aber auch reichlich Enttäuschte und Intriganten, die böse Gerüchte gestreut hätten, um Christian Wulff zu schaden oder seiner Frau - oder beiden zugleich. "Das klingt wie eine Dolchstoßlegende", kommentierte gestern ein hochgestelltes CDU-Mitglied: "Am Ende wären nicht Wulffs Fehler Schuld an seinem Sturz gewesen, sondern übelwollende frühere Mitstreiter, die ihm und seiner Familie angeblich sowieso nur schaden wollten."
Enge Mitarbeiter von Wulff erinnern sich daran, dass Gerüchte über Bettina Wulffs angebliche Vergangenheit als Prostituierte schon 2006 auftauchten, ziemlich bald nach Beginn der Beziehung der beiden. Die neue Frau symbolisiert einen Imagewandel Wulffs, der aber schon etwas früher einsetzte: Der Ministerpräsident wirkte lockerer, lebenslustiger und toleranter als früher. Vielen vom katholisch-konservativen Flügel passte das nicht in den Kram. Einer, der eng an der Seite Wulffs tätig war, erinnert sich: "Erst kamen die Hinweise von Journalisten, dann von Verbandsvertretern und Politikern. Viele Medien schickten Rechercheteams auf den Weg - ohne Ergebnis. Dann verschwand das Gerücht, tauchte aber rund um die Kandidatur zum Bundespräsidenten wieder auf - und wurde dann heftiger." Das Gerücht wurde sogar mit einem konkreten Vorgang unterlegt: Im Steuerstreitverfahren rund um das Etablissement "Chateau am Schwanensee" in Neuwarmbüchen hatten die Ermittler auch Prostituierte befragt, darunter eine "Betty" oder "Tina". Handelte es sich um Bettina Wulff?
Dem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge haben frühere Kabinettsmitglieder gegen Bettina Wulff gestichelt - und zwar solche, die ihren Einfluss verloren haben und solche, die selbst gern Ministerpräsident geworden wären. Aber hätten sie auch ein Interesse gehabt, Wulff auf diesem Weg zu schaden? Ein Minister sagt: "Seit 2008 waren zwar viele mit Wulffs Stil nicht einverstanden. Aber klar war, dass McAllister ihm einmal nachfolgen würde. Niemand war deshalb 2010 dagegen, dass er geht und Bundespräsident wird." Tatsächlich gab es aber starken Gegenwind von Kräften, die Wulffs Aufstieg zum Staatsoberhaupt unbedingt verhindern wollten, und das kam auch aus der konservativen Ecke. Niedersachsen waren an diesem Spiel jedoch kaum beteiligt. Trotzdem wurde auch in Hannover oft und viel getuschelt über Bettina Wulffs angebliche Rotlicht-Vergangenheit, vor allem rund um die Bundespräsidentenwahl 2010.
Haben jetzt einige der Blogger und Journalisten, die Unterlassungserklärungen abgegeben haben, einen Schuldigen benannt, von dem sie das Gerücht aufgeschnappt haben? Vielleicht handelte es sich dabei um einen CDU-Politiker. Aber wäre dies ein Beleg dafür, dass dieser auch Urheber der Gerüchte gewesen ist? Das ließe sich wohl nur sehr schwer nachweisen. Bettina Wulff will dies alles nun hinter sich lassen. Erstes Signal war die Ankündigung ihres Buches, dessen Erscheinen nun vorgezogen wurde. Dann kehrte sie in ihren alten Beruf als PR-Frau zurück. Mit eigener PR-Firma wolle sie nun durchstarten, berichtet das Magazin "Focus". Und diese Rotlicht-Gerüchte sollen jetzt ein Ende haben.