Bestrahlung von innen

Homburg. Diagnose Krebs. Noch immer eine der heimtückischsten Krankheiten überhaupt. Aber selbst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium gibt es heute keinen Grund mehr, den Kampf aufzugeben. In jüngster Zeit gelingen der Medizin und den Ärzten auch in diesen Fällen beeindruckende Behandlungserfolge. Mit Ergebnissen, die immer häufiger ein längeres Leben ermöglichen

 Bei der Krebs-Therapie SIRT gelangen radioaktive Kügelchen direkt zum Tumor und bestrahlen ihn von innen. Foto: SIRTeX

Bei der Krebs-Therapie SIRT gelangen radioaktive Kügelchen direkt zum Tumor und bestrahlen ihn von innen. Foto: SIRTeX

Homburg. Diagnose Krebs. Noch immer eine der heimtückischsten Krankheiten überhaupt. Aber selbst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium gibt es heute keinen Grund mehr, den Kampf aufzugeben. In jüngster Zeit gelingen der Medizin und den Ärzten auch in diesen Fällen beeindruckende Behandlungserfolge. Mit Ergebnissen, die immer häufiger ein längeres Leben ermöglichen. Ein Kämpferherz gehört meist ebenso dazu wie Vertrauen. Letzteres investieren auch die Ärzte. In den Patienten genauso wie in neue Therapien, die diesen Weg erfolgreich begleiten können. Hier leistet neuerdings eine Therapieform wertvolle Hilfe, die aus den USA stammt. Es handelt sich um die SIRT-Therapie. Die Abkürzung steht für Selektive Interne Radio-Therapie. Es handelt sich um eine Bestrahlung von innen. Seit sechs Jahren in Europa zugelassen, zeigen sich schon sehr ermutigende Ergebnisse, wie Professor Dr. Dr. Carl-Martin Kirsch betont, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum in Homburg, wo SIRT auch eingesetzt wird.Diese Behandlungsmethode wird dann gewählt, wenn sich Tumore oder Metastasen in der Leber schon so weit entwickelt haben, dass man sie wegen ihrer Größe nicht mehr operieren oder mit einer Laser-Behandlung entfernen kann. Mit der in Deutschland noch relativ neuen Therapie haben die Mediziner in Homburg während der vergangenen zwei Jahre intensive Erfahrungen gesammelt. Eingebunden in die Behandlung ist ein fachübergreifendes Team aus onkologisch orientierten Internisten, Nuklearmedizinern, Radiologen und Chirurgen. Nach Ansicht von Professor Erich-Franz Solomayer, Direktor der Frauenklinik in Homburg, spricht für die neue Therapie nicht nur "die exzellente Wirksamkeit", sondern auch "eine gute Lebensqualität".

SIRT ist eine Alternative beziehungsweise Ergänzung zur Chemotherapie mit ihren oft unangenehmen Nebenwirkungen. Der größte Vorteil ist die streng lokale Behandlung direkt dort, wo der Tumor sitzt. Über einen kleinen Schlauch (Katheter) werden mehrere Millionen winzigster radioaktiver Kügelchen direkt in das Tumorgewebe der Leber eingeführt. Die Dosis ist abhängig von der Größe des Tumors. Der Durchmesser eines Kügelchens entspricht einem Drittel der Dicke eines menschlichen Haares. Der Schlauch wird zuvor, ausgehend von der Leiste, in die Leberarterie gelegt. Der Blutstrom transportiert die Kügelchen direkt in das Tumorgewebe und sorgt dafür, dass sich die Kügelchen in den kleinen Gefäßen festsetzen, die den Tumor mit Blut versorgen. Von diesem Standort aus sendet das in den Kügelchen enthaltene radioaktive Isotop Yttrium-90 mehrere Tage lang eine Strahlung aus, die sich unmittelbar auf den Standort des Tumors beschränkt. Durch diese örtliche Begrenzung können höhere Strahlen-Dosierungen verabreicht werden als von Außen durch die Haut. Auch ist das Risiko erheblich geringer, dass gesundes Gewebe und benachbarte Körperregionen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die SIRT-Methode bietet nach Ansicht von Dr. Georgios Farmakis, Oberarzt der Klinik für Nuklearmedizin in Homburg und seinem Kollegen, Oberarzt Dr. Roland Seidel von der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, einen weiteren Vorteil. Gelingt es, den Tumor zu verkleinern, wachsen die Chancen, ihn doch noch operativ zu entfernen.

Auch in Homburg zeigten sich relativ schnell Erfolg versprechende Ergebnisse mit der neuen Therapie. Die Auswahl der ersten Patienten erfolgte unter strengsten Kriterien. So muss ein bestimmter Krankheitsverlauf vorliegen. Bevor grünes Licht vom Behandlungsteam kommt, steht ein ausführliches Vorgespräch zwischen dem Ärzteteam und dem Patienten auf dem Programm. Die medizinischen Voraussetzungen zur Teilnahme an der Therapie werden nochmals in einer stationären Voruntersuchung geprüft.

Noch ist die Behandlung mit der SIRT-Therapie auch für die Klinik sehr teuer. Es laufen Gespräche mit den Krankenkassen, um mehr Menschen die neue Behandlungsmethode zu ermöglichen. Für Professor Kirsch, den Chef der Klinik für Nuklearmedizin, steht fest: "Die Kosten dürfen am Ende nicht entscheidend sein für die Auswahl der Patienten. Der Mensch steht im Mittelpunkt."

 Bei der Krebs-Therapie SIRT gelangen radioaktive Kügelchen direkt zum Tumor und bestrahlen ihn von innen. Foto: SIRTeX

Bei der Krebs-Therapie SIRT gelangen radioaktive Kügelchen direkt zum Tumor und bestrahlen ihn von innen. Foto: SIRTeX

In ihrer Sendereihe "Die großen Volkskrankheiten" zeigt die ARD heute Abend um 21 Uhr die Dokumentation "Krebs - Neue Therapien für ein längeres Leben".

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