Berlin enttäuscht Europas Jugend

Rostock · Bevorzugt in Litauen haben Saar-Organisationen kräftig für das Land geworben. Nachdem nun das EU-Sonderprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit gestoppt wurde, ist die Enttäuschung hierzulande groß.

Im Saarland ist das EU-Sonderprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit (MobiPro) auf fruchtbaren Boden gestoßen. Durch gute Kontakte des Kolpingwerks im Diözesanverband Trier und des Saarland-Ablegers der Litauischen Gemeinschaft in Deutschland wurden vor allem junge Leute aus Litauen angesprochen und im Rahmen dieses Programms für Deutschland interessiert. Sieben junge Leute machten daraufhin im vergangenen Jahr ein Praktikum im Saarland, wobei auch die Christliche Erwachsenenbildung (CEB) in Merzig kräftig mithalf, die Weichen zu stellen. Inzwischen haben zwei von ihnen eine Ausbildung an der Saar begonnen. Ein junger Mann, Vygantas Budreika, lernt Heizungsbauer bei der Merziger Firma Chr. Neter. "Wir sind mit ihm sehr zufrieden, er hat sich toll eingelebt", sagt Geschäftsführer Adrian Milia. Eine junge Frau wird zur Altenpflegerin ausgebildet.

Auch für dieses Jahr hatten CEB, Kolpingwerk und die litauische Gemeinschaft schon wieder kräftig die Webetrommel gerührt. 13 Litauer und drei Spanier sollten im Sommer zum Praktikum ins Saarland kommen. Im Baltikum hatten bereits die ersten Sprachkurse begonnen. Entsprechend groß war der Schock, als die Nachricht kam, dass seit dem 8. April für 2014 überhaupt keine Anträge mehr aus dem MobiPro-Programm angenommen werden. "Wir hatten schon einen Deutschlehrer in Litauen verpflichtet. Der kostet uns 7000 Euro", sagt Matthias Kuhn, Leiter des Kolping-Gebietsbüros Saarbrücken. Auch Laima Rui, Vorsitzende des Ortsverbandes der Litauer im Saarland, ist enttäuscht. "Viele Arbeitsstunden - zum Beispiel für die Übersetzung von Dokumenten - sind für die Katz", bedauert sie. Theo Dubois, Leiter der CEB-Abteilung Businesstraining, ärgert vor allem, "dass wir schon die Betriebe an der Hand hatten, die bereit gewesen wären, die jungen Leute auszubilden".

Matthias Kuhn kann nicht nachvollziehen, dass das Programm ohne Vorlaufzeit von heute auf morgen gestoppt wurde. "Wie stehen wir denn jetzt da?", fragt der Kolpingmann. Außerdem seien in einigen Bundesländern massenweise Anträge gestellt worden, ohne dass es bereits Betriebe für die Ausbildung gegeben hätte. "Damit werden die Organisationen, die seriös gearbeitet haben, zusätzlich bestraft." Kuhn fordert die Politik auf, dieses Programm auf jeden Fall - wie geplant - bis 2018 fortzuführen und es mit mehr Mitteln auszustatten. "Es ist ein gute Maßnahme", sagt auch Dubois. So erhalten die jungen Leute unter anderem Sprachkurse und eine umfassende Orientierungshilfe. Bei der CEB "erklären wir ihnen, welche Sozialversicherungen sie benötigen, und wir melden sie bei der Gemeinde an". Außerdem sei sichergestellt, dass sie pro Monat 818 Euro zum Leben haben. Das Lehrlingsentgelt werde entsprechend aufgestockt. Darüber hinaus würden zwei Flüge pro Jahr in die Heimat bezahlt.

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