Beratung in Apotheken soll kostenpflichtig werden

Düsseldorf/Saarbrücken · Die Deutschen werden älter und brauchen mehr Medikamente. Deshalb wollen die Apotheker ihre Dienstleistung ausweiten. Für eine Therapie-Begleitung soll künftig allerdings ein Honorar fällig werden.

 Gibt es fachkundigen Rat künftig nur gegen Geld? Foto: fotolia

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Die Apotheker in Deutschland wollen künftig Zusatzleistungen gegen Honorar anbieten. Angesichts der alternden Gesellschaft benötigten Patienten mehr Beratung über Wirkungen und Wechselwirkungen ihrer Medikamente und Therapien, sagte gestern der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Friedemann Schmidt. Praktisch gehe es darum, die Kunden in regelmäßigeren Abständen zu sehen, über Therapie-Ergebnisse zu befragen und abzugleichen, was verschiedene Ärzte ihnen verordnen. In diesem Umfang könne Beratung nicht länger kostenlos sein. Schmidt forderte, für eine solche Therapie-Begleitung die ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Zudem beklagte er "ein massives Nachwuchsproblem" seiner Branche. An jedem Werktag schließe etwa eine Apotheke in Deutschland - im ersten Halbjahr 2013 waren es insgesamt rund 150. Derzeit gibt es bundesweit noch zirka 21 000 Apotheken. Im Saarland sind es nach Angaben der Apothekerkammer Saar derzeit rund 320, das ist ein Rückgang von 60 gegenüber den 90er Jahren.

Statistisch nimmt jeder Deutsche nach Angaben der Apothekerverbände pro Jahr etwa 1200 einzelne Arzneimittel-Einheiten zu sich. 2012 wurden jedem gesetzlich Krankenversicherten im Schnitt rund 14 Arzneimittel verschrieben. Zusätzlich gaben die Deutschen 3,6 Milliarden Euro für nicht verordnete Arzneimittel aus. Nach einer bundesweiten Erhebung in Apotheken treten jedoch bei jeder fünften Selbstmedikation Probleme auf - etwa wegen falscher Dosierung, Missbrauch oder zu langer Anwendung.

Der Spitzenverband der Kranken- und Pflegekassen wies den Vorstoß umgehend zurück. Bereits heute erhielten die Apotheker für die Patientenberatung viel Geld von den Kassen, teilte ein Sprecher mit. "Einen zusätzlichen Griff in die Portemonnaies der Beitragszahler für selbstverständliche Beratungsleistungen lehnen wir ab."

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