Beim Nachbarn ist's billiger, aber dort kann man nicht einkaufen
Brüssel. Ob Kamera, Handy oder Bekleidung - beim Shoppen via Internet können Europas Verbraucher richtig sparen. Im Schnitt sind Produkte um bis zu zehn Prozent billiger zu haben, vorausgesetzt der Anbieter macht auch grenzüberschreitend Geschäfte. Das aber ist ausgerechnet auf dem angeblich globalen Marktplatz nicht der Fall
Brüssel. Ob Kamera, Handy oder Bekleidung - beim Shoppen via Internet können Europas Verbraucher richtig sparen. Im Schnitt sind Produkte um bis zu zehn Prozent billiger zu haben, vorausgesetzt der Anbieter macht auch grenzüberschreitend Geschäfte. Das aber ist ausgerechnet auf dem angeblich globalen Marktplatz nicht der Fall. EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva stellte gestern in Brüssel die Ergebnisse einer Studie vor, die sie selbst als "bemerkenswert" bezeichnete. 11 000 Bestellungen hatten ihre Tester in anderen Mitgliedsländern aufgegeben. Eingekauft werden sollten 100 gängige Produkte wie DVD, Laptops, Unterhaltungselektronik, aber auch Mäntel, Hosen und Schuhe. Fazit: In 61 Prozent der Fälle weigerten sich die Anbieter, ihre Ware in einen anderen EU-Staat zu liefern oder auch nur eine Bestellung aus der europäischen Nachbarschaft anzunehmen. Bei vielen Online-Portalen fehlten grenzüberschreitende Zahlungsmöglichkeiten. Nicht einmal Kreditkarten eines anderen Landes wurden akzeptiert. Kuneva: "Der Binnenmarkt hat im Internet noch gar nicht angefangen zu existieren." Dabei wäre Shopping in ganz Europa durchaus lukrativ. In 13 der 27 EU-Staaten könnten die Kunden ein Produkt billiger erwerben, wenn sie es außerhalb der eigenen Grenzen ordern dürften. Im Schnitt liegen die möglichen Einsparungen bei zehn Prozent - inklusive der Versandkosten. In 50 Prozent der Fälle waren Artikel überhaupt nur im Ausland verfügbar.Immer mehr Online-Kunden Ein offener Markt müsste eigentlich ganz im Interesse der Anbieter sein. 160 Milliarden Euro gaben die Kunden 2006 beim Online-Shopping aus. Innerhalb der beiden folgenden Jahre schnellte der Anteil derer, die das Internet für Einkäufe nutzten, von 27 auf 33 Prozent hoch. Die Kommission will nun durch vereinfachte Vorschriften für den Einzelhandel versuchen, den Internet-Handel anzuschieben. So sollen vor allem Probleme in den Bereichen Mehrwertsteuer, Urheberrechtsangaben und Kundenservice harmonisiert werden. Erst kürzlich hatte eine Studie festgestellt, dass viele Online-Händler mit ihren Auftritten im Web gegen Verbraucherrechte verstoßen. Unklare Preisangaben und widersprüchliche Angaben zum Rücktritt vom Kauf sowie zu Garantiefristen waren festgestellt worden. dr