Bei der SPD weht die Piratenfahne

Berlin. Die Sozialdemokraten haben Hamburg gekapert. Das ungefähr ist die Botschaft einer Fahnenkombination, die bei der Wahlparty im Willy-Brandt-Haus geschwenkt wird. Oben das Piratenzeichen des FC St. Pauli, unten die weißen Buchstaben der SPD auf rotem Grund. Parteichef Sigmar Gabriel steht mit fast der kompletten Führungsmannschaft auf der Bühne und lässt dem Jubel ausgiebig Zeit

Berlin. Die Sozialdemokraten haben Hamburg gekapert. Das ungefähr ist die Botschaft einer Fahnenkombination, die bei der Wahlparty im Willy-Brandt-Haus geschwenkt wird. Oben das Piratenzeichen des FC St. Pauli, unten die weißen Buchstaben der SPD auf rotem Grund. Parteichef Sigmar Gabriel steht mit fast der kompletten Führungsmannschaft auf der Bühne und lässt dem Jubel ausgiebig Zeit. "Das Ergebnis hat einen Namen, und der ist Olaf Scholz", ruft Gabriel.Klar, Olaf Scholz ist der Star des Abends, aber allzu hoch reden will ihn die Basis nun auch wieder nicht. "Damals, als Generalsekretär hat er ja keine so gute Figur gemacht", meint zum Beispiel Klaus Ludwig Helf aus dem Saarland. Er erinnert sich an den Schimpfnamen "Scholzomat".

Heute genießt die Bundes-SPD mal - vor allem die Niederlage der CDU. Gabriel gibt den Ton vor, als er sagt, dass das Ergebnis historisch sei, "nicht nur für uns, auch für die anderen". Gelächter im Publikum. Auch Christian Lange, Sprecher der "Netzwerker" der SPD, also der reformorientierten Strömung, ätzt: "So was kommt davon, wenn man Schwarz-Grün macht." Lange hofft ebenso wie seine baden-württembergische Abgeordneten-Kollegin Ute Vogt auf eine positive Auswirkung für den Urnengang am 27. März daheim im Ländle. Gabriel ebenfalls. "Das ist Rückenwind für Baden-Württemberg", sagt er und klärt jetzt die Frage, die sich viele im Publikum stellen: Wer ist eigentlich der junge Mann ganz links auf der Bühne? Es ist der SPD-Spitzenkandidat im Südwesten, Nils Schmid. Eine andere, die ohnehin bekannt ist, hätte Gabriel besser nicht vorgestellt: Parteivize Manuela Schwesig. Das hätte den Parteichef vor dem Fauxpas bewahrt, Schwesig als "das beste Stück" des Schweriner Regierungschefs Erwin Sellering zu bezeichnen. Das "Stück" lächelt fortan eher sauer in die Kameras.

So ähnlich guckt auch Cem Özdemir bei den Grünen. Der Vorsitzende sagt den ganzen Abend tapfer, seine Partei habe "zugelegt aus schwieriger Situation". Die bestand seiner Auffassung nach darin, dass in Hamburg die schwarz-grüne Koalition geplatzt sei. Wer sie platzen ließ, eben die Grünen, davon kein Wort. Und dass dieses "zugelegt" nur stimmt, wenn man das Ergebnis an den 9,6 Prozent der vorigen Wahl misst, nicht aber an den Erwartungen von mindestens 15 Prozent, bleibt ebenfalls verschwiegen.

Echte Freude sieht man hingegen beim Parteivorsitzenden der Linken, Klaus Ernst. Die Partei sei klar wieder in der Bürgerschaft, sagt Ernst und fügt ironisch hinzu: "Das zeigt, dass wir nicht alle Erwartungen erfüllen, zum Beispiel nicht die, dass wir scheitern."

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