Bei Anruf Wutausbruch

Wiesbaden. Dummkopf, Blödmann, Arschloch: Das werfen wildfremde Anrufer zwei Männern aus Wiesbaden öfter an den Kopf. Ralf Schulte und Alexander Brandenburger lassen sich für Geld am Telefon beschimpfen. Die Idee kam ihnen bei ihrer Arbeit in der Werbebranche. Dort werde viel gewütet, sagt Schulte. "Wenn man sich schon anscheißen lässt, kann man sich auf dafür bezahlen lassen

Wiesbaden. Dummkopf, Blödmann, Arschloch: Das werfen wildfremde Anrufer zwei Männern aus Wiesbaden öfter an den Kopf. Ralf Schulte und Alexander Brandenburger lassen sich für Geld am Telefon beschimpfen. Die Idee kam ihnen bei ihrer Arbeit in der Werbebranche. Dort werde viel gewütet, sagt Schulte. "Wenn man sich schon anscheißen lässt, kann man sich auf dafür bezahlen lassen." Außerdem verschaffe es den Leuten Erleichterung, wenn sie ihrem Ärger Luft machten.

Der Service sei gut angelaufen. Bisher hätten ungefähr drei Dutzend Menschen Dampf abgelassen. Eine Hand voll Mitarbeiter sei derzeit "rund 16 bis 18 Stunden" am Tag erreichbar. Die Anrufer blieben anonym, versichert Brandenburger. "Der Stimme nach waren die bisherigen so zwischen 28 und 38 Jahre alt", sagt er. "Überwiegend Männer." Einer sei Banker gewesen. Das "Auskotzen" an der Hotline aber bleibe mit 1,49 Euro pro Minute aus dem Festnetz zwar nicht kosten-, aber folgenlos. "Jeder kann, ja soll, seinem Ärger bei uns Luft machen", fordert Schulte auf. Das sei gut für die Gesundheit und das tägliche Miteinander.

Sven Kepper, Leiter der Telefonseelsorge Marburg, bezweifelt die guten Absichten der Betreiber. "Wenn ich mir vorstelle, ich habe richtig Brass, dann bin ich in einer Stunde knapp 90 Euro los." Für das Geld könne man sich auch von einem professionellen Coach Rat holen.

"Beraten wollen und dürfen wir gar nicht", sagen dagegen Brandenburger und Schulte. "Wir sind nur verbale Sparringspartner." Sie hätten vorher eine Psychologin befragt und einen Leitfaden für Telefonsituationen entwickelt. Wenn jemand ein richtiges Problem habe, das bewältigt werden muss, würden sie an entsprechende Beratungsstellen verweisen", betont Schulte. Ihnen gehe es um das kurzfristige Loswerden der Wut. dapd

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