Begrünte Flächen entscheiden mit über das Wohlbefinden

Extreme Temperaturen lassen Städter schwitzen – wenn das ‚Grün“ fehlt. Darüber unterhielt sich SZ-Redakteur Thorsten Grim mit Ulrich Berding vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung an der Hochschule in Aachen.

Welche Bedeutung haben unbebaute innerstädtische Grünflächen für die Stadtbewohner?

Berding: Angesichts des stattfindenden Klimawandels sind solch freie Flächen äußerst wichtig für das Klima innerhalb der Stadt. Wir wissen, dass während des Sommers sowohl die Durchschnitts- als auch die Extremtemperaturen in den Städten steigen. Da kommt natürlich dem Grünraum eine sehr wichtige Funktion zu. Entsiegelte, begrünte Flächen erzeugen Frischluft und bringen sie in die Stadt. Das trägt entscheidend zum Wohlbefinden der Menschen bei. Also zum einen braucht man große zentrale Grünflächen als grüne Lungen. Aber auch im Kleinen ist ‚Grün' wichtig: Begrünte Innenhöfe, begrünte Fassaden, entsiegelte Asphaltflächen und dergleichen bringen frische Luft und Kühle in die Städte.

Ist das bei den Stadtplanern und Praktikern in den Verwaltungen schon angekommen?

Berding: Ich denke, dass man schon davon gehört hat und das weiß. Aber dieses Wissen tatsächlich in tätiges Handeln umzusetzen, ist nicht immer leicht. Weil die Interessen an dem, was im öffentlichen Raum geschieht, sehr unterschiedlich sein können. Etwa stehen wirtschaftliche Interessen - also Wohngebäude zu errichten, noch mehr Platz für den motorisierten Individualverkehr zu schaffen oder weitere Einkaufszonen zu bauen - oft in Kontrast dazu, mehr Grün- und Freiflächen in die Städte zu bringen. Aber es gibt durchaus Konzepte und Strategien, die das miteinander kombinieren. Durch Fassadenbegrünung, durch befestigte und trotzdem entsiegelte Parkplätze, begrünte Dächer und dergleichen mehr. Haben unbebaute Grünflächen auch Sozialfunktionen?

Berding: Die können in einer Stadt gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Nicht kommerzialisierte Flächen - gerade in Gebieten, wo es wenig privaten Freiraum gibt, wo die Menschen wenig Dachterrassen oder wenig private Gartenflächen zur Verfügung haben - sind enorm wichtig. Dort muss es unterschiedlichen sozialen Gruppen möglich sein, sich im öffentlichen Grünraum aufzuhalten.

Das ganze Interview findet sich im Netz unter:

www.saarbruecker-zeitung.de

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