Befreiungsschlag, der keine Ruhe bringt

Leipzig. Auf einmal ging es überraschend schnell. Nur einen Tag nach der Anklageerhebung und nach gut einstündiger Verhandlung verkündeten die Richter am Bezirksgericht im österreichischen Irdning gestern das Urteil gegen den Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus (CDU, Foto: ddp)

Leipzig. Auf einmal ging es überraschend schnell. Nur einen Tag nach der Anklageerhebung und nach gut einstündiger Verhandlung verkündeten die Richter am Bezirksgericht im österreichischen Irdning gestern das Urteil gegen den Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus (CDU, Foto: ddp). Wegen seines schweren Skiunfalls am Neujahrstag, bei dem eine Frau starb, muss Althaus eine Geldstrafe von 33 000 Euro und Schadensersatz an die Hinterbliebenen zahlen. Der Fall ist damit juristisch so gut wie abgeschlossen. Doch das Urteil wirft nun erneut Fragen nach der politischen Zukunft des CDU-Politikers auf und belastet nicht zuletzt den Wahlkampf der Thüringer CDU, deren Spitzenkandidat Althaus für die Landtagswahl am 30. August ist. Althaus selbst hatte über seinen Verteidiger Walter Kreissl die Eröffnung des Hauptverfahrens noch für den gestrigen Dienstag beantragt. Es wirkte fast wie ein Befreiungsschlag, so als wollte der 50-Jährige nach wochenlangen Spekulationen um die Schuldfrage die juristische Aufarbeitung des Unfalls hinter sich bringen. Doch Ruhe wird auch jetzt nicht einkehren. Denn nach österreichischem Recht gilt Althaus nun als vorbestraft. Damit bekommt der Fall politisch eine völlig neue Dimension. Thüringens SPD-Fraktionschef Christoph Matschie ließ Zweifel durchblicken, ob Althaus als Regierungschef noch tragbar ist. "Althaus muss nach dem Urteil eine politische Entscheidung treffen", forderte Matschie, der auch Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl ist. Althaus müsse "mit sich selbst ausmachen, wie es weitergeht". Die CDU hingegen stellt sich wie schon in den vergangenen Wochen demonstrativ geschlossen hinter Althaus. Zuletzt hatten führende Christdemokraten beteuert, es gebe nur einen "Plan A, und der heißt Dieter Althaus". Doch so mancher Parteikollege blickt mit Sorge auf die kommenden Monate, wo nicht nur ein neuer Landtag gewählt wird, sondern im Sommer auch noch Kommunal- und Europawahlen anstehen. Während sich SPD und Linkspartei schon auf den Wahlkampf einstimmen, weiß die CDU noch nicht einmal genau, wann Althaus wieder einsatzfähig ist. Seine Ärzte gehen davon aus, dass er "zwischen Ostern und Frühsommer" seine Arbeit wieder aufnehmen kann. Das freilich gibt immer wieder Anlass zu Spekulationen über potenzielle Nachfolger. Zeit also für "Plan B"? Neben dem 37-jährigen CDU-Fraktionschef Mike Mohring werden Sozialministerin Christine Lieberknecht und Vize-Regierungschefin Birgit Diezel ins Spiel gebracht.

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