Beamte bessern ihr Image auf

Unfähig, faul und träge – solche Etiketten werden Beamten immer noch gern angeheftet. Zu Unrecht, wie eine Umfrage im Auftrag des Deutschen Beamtenbundes (dbb) ergab. SZ-Korrespondent Stefan Vetter hat die wichtigsten Erkenntnisse zusammengestellt

Wie steht es um das Ansehen der Beamten?

Im Jahr 2007, bei der ersten Forsa-Befragung zu diesem Thema, meinten lediglich 13 Prozent der Bundesbürger, dass Beamte generell ein hohes Ansehen hätten. Nach der aktuellen Erhebung, die im Mai und Juni durchgeführt wurde und sich auf die Aussagen von 2000 Bürgern stützt, ist dieser Anteil auf 18 Prozent gestiegen. Umgekehrt verringerte sich der Anteil derer, die den Beamten ein schlechtes Image bescheinigen, von 47 auf 36 Prozent. Knapp die Hälfte hat allerdings keine klare Meinung.

Was wird an den Staatsdienern geschätzt?

In erster Linie ihr Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein. Immerhin 78 beziehungsweise 77 Prozent der Bundesbürger treffen diese Einschätzung. Ihr Anteil ist damit gegenüber 2007 noch einmal leicht gestiegen. Beinahe jeder zweite Deutsche hält die Beamten zugleich für unbestechlich. Sieben Jahre zuvor war es nur etwa jeder dritte. Stolze 84 Prozent sagen, dass sie mit ihren Anliegen in den Behörden "freundlich" behandelt werden.

Was wird kritisiert?

Von den negativen Eigenschaften wird den Beamten am häufigsten (45 Prozent) "Sturheit" zugeschrieben. Nach Einschätzung von Forsa-Chef Manfred Güllner hat das vor allem mit dem Willen zur genauen Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben und Dienstanweisungen zu tun. Nur knapp jeder dritte Deutsche bescheinigt den Beamten deshalb auch, flexibel zu sein. Etwa genauso viele Bürger klagen, dass die Bearbeitungszeit für ihr Anliegen zu lang ist. Schlicht als "schlecht" werden die Beamten aber nur von fünf Prozent eingestuft.

Woher rührt das insgesamt verbesserte Beamten-Image?

Nach den zum Teil schlechten Erfahrungen mit wirtschaftsliberalen Ideen wie etwa der Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen ist die Akzeptanz für einen starken Staat in der Bevölkerung deutlich gestiegen. Der Aussage, dass ein Staat, der viel für seine Bürger tue, auch eine starke öffentliche Verwaltung brauche, stimmen aktuell 85 Prozent der Bundesbürger zu. Das sind neun Prozent mehr als vor sieben Jahren. Umgekehrt sind nur noch zwölf Prozent der Auffassung, dass in einer globalisierten Gesellschaft der Markt alles richten werde. 2007 waren es 17 Prozent.

Gibt es auch widersprüchliche Ergebnisse?

Ja. Der "Beamte" als Gattungsbegriff findet sich im Ansehen der Bevölkerung nur auf einem hinteren Platz unter allen gängigen Berufsgruppen wieder. In der Spitzengruppe sind Polizisten und Richter zu finden - also in aller Regel Beamte.

Was denken Beamte politisch?

Dazu hat Forsa 1000 Beamte gesondert befragt. Ergebnis: Für eine gute Bezahlung des öffentlichen Dienstes setzt sich am ehesten die SPD ein, sagen 26 Prozent. Der Union bescheinigen das 22 Prozent. Auch eine weitere positive Entwicklung des öffentlichen Dienstes verbindet sich für eine relative Mehrheit der Beamten (24 Prozent) politisch in erster Linie mit den Sozialdemokraten. Nach Einschätzung von dbb-Chef Klaus Dauderstädt "erschreckend" ist jedoch die Forsa-Erkenntnis, dass über die Hälfte der Beamten ihre Interessen bei keiner Partei vertreten sieht. Dauderstädt führte das auf die seiner Meinung nach existierenden Defizite bei der Besoldung sowie Einschnitte in der Beamtenversorgung zurück.

Zum Thema:

HintergrundDass die Bevölkerung den Staatsdienern inzwischen mehr Sympathien entgegenbringt, führt der saarländische Landesvorsitzende des Deutschen Beamtenbundes (dbb), Ewald Linn, auf eine Flexibilisierung des öffentlichen Dienstes im Verlauf der letzten zwanzig Jahre zurück. "Der Bürger wird heute als Kunde gesehen. Deshalb ist der öffentliche Dienst flexibler und bürgernäher geworden", sagt Linn. Das zeige sich beispielsweise an den veränderten bürgerfreundlicheren Öffnungszeiten von Ämtern. Umgekehrt könnten die Bürger heute besser zwischen Verwaltungsstrukturen und Beschäftigten im öffentlichen Dienst unterscheiden und hätten mehr Verständnis für Beamte, die die von der Politik verabschiedeten Gesetze ausführen müssten. ine

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