Basis bekennt sich zu Rot-Grün

Hannover. Abgedunkelte Halle, flotte Musik und zwei Personen, die im Scheinwerferkegel aus dem hinteren Teil in Richtung Podium marschieren. Es ist Freitagabend um kurz vor 19 Uhr, als die grüne Basis mit stehenden Ovationen Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin feiert. Die beiden Spitzenkandidaten für die nächste Bundestagswahl winken in die Menge

 Der Bundesvorsitzende Cem Özdemir schwört die Delegierten in Hannover auf ein rot-grünes Bündnis ein. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Der Bundesvorsitzende Cem Özdemir schwört die Delegierten in Hannover auf ein rot-grünes Bündnis ein. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Hannover. Abgedunkelte Halle, flotte Musik und zwei Personen, die im Scheinwerferkegel aus dem hinteren Teil in Richtung Podium marschieren. Es ist Freitagabend um kurz vor 19 Uhr, als die grüne Basis mit stehenden Ovationen Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin feiert. Die beiden Spitzenkandidaten für die nächste Bundestagswahl winken in die Menge. Sie strahlen, scherzen und reißen die Arme hoch. Soviel Star-Kult bei den Grünen war selten.Göring-Eckardt tritt zuerst ans Mikrofon. Die 46-jährige Thüringerin hält eine kurze Rede, in der so ziemlich alles vorkommt, was der Partei unter den Nägeln brennt. Gegen Schwarz-Gelb und für den Kita-Ausbau. Für die Frauen-Quote und gegen Angela Merkel. Für erneuerbare Energien und gegen Nazis. Der Applaus ist riesig. Dann zieht Jürgen Trittin seine rhetorischen Register. Der 58-jährige gebürtige Bremer beschwört den grünen Wandel und ebenso wie Göring-Eckardt eine rot-grüne Zukunft. Der Jubel will kein Ende nehmen.

Die Grünen haben sich zu ihrem Bundesparteitag in Hannover versammelt. Noch bis zum Sonntag will man über soziale Gerechtigkeit, Außenpolitik und Europa debattieren und beschließen. Zugleich soll die personelle Aufstellung für die Bundestagswahl abgeschlossen werden, wie es Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke formuliert. Gemeint ist die Neuwahl der Parteiführung. An der Wiederwahl des Vorsitzenden-Duos Claudia Roth und Cem Özdemir gibt es keinen Zweifel. Dabei war Roth die große Verliererin beim Basis-Votum über die Spitzenkandidatur. Von den vier Grünen-Promis, die sich bewarben, fuhr sie das mit Abstand schlechteste Ergebnis ein. Davon hat sich Roth offenkundig immer noch nicht erholt. Wo sonst die grellen Farben dominieren, ist Roths Outfit diesmal ganz in Schwarz getaucht.

Wohl auch deshalb findet Cem Özdemir schon gleich am Anfang seiner Eröffnungsrede tröstende Worte für die angeschlagene Führungskollegin. "Ich finde es klasse, dass Du kandidierst und ich bin sicher, die Delegierten werden das morgen auch so sehen", ruft er unter tosendem Applaus in den Saal. Wiedergutmachung bei Claudia ist angesagt. Dann kommt Özdemir auf ein Thema zu sprechen, dass gar nicht auf der Tagesordnung steht, aber seit Tagen wabert: die Koalitionsfrage. Gerade Göring-Eckardt gilt als konservative Zeitgenossin, als "bürgerlich" und damit als attraktiv für Wähler der Union. Das sagen auch grüne Strategen. Nur soll daraus gefälligst ein rot-grüner Machtwechsel werden und kein schwarz-grüner, wie er jetzt allenthalben diskutiert wird. "Lasst euch nicht kirre machen", schärft Özdemir deshalb den Delegierten ein. "2013 wollen wir mit der SPD regieren." Und wieder brandet starker Beifall auf.

Selbst Fritz Kuhn, dem immer schwarz-grüne Ambitionen nachgesagt wurden, ist voll auf Linie. Als frischgebackener grüner Oberbürgermeister von Stuttgart darf er kurz zu den Delegierten sprechen. Seine Botschaft: Im Wahlkampf um den OB sei er von der SPD unterstützt, aber von der Union "geschmäht" worden. "Warum Schwarz-Grün machen, wenn man gerade die Fresse von denen voll bekommen hat?" Da jubelt der Saal.

Auch Andrea Nahles freut's. Die SPD-Generalsekretärin nimmt als Gast am Parteitag des potenziellen Koalitionspartners teil. "Ich mache mir keine Sorgen", sagt Nahles. "Die grüne Basis steht für Rot-Grün".

"Lasst euch nicht kirre machen. 2013 wollen wir mit der SPD regieren."

Der Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir

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