Bahn verschiebt Börsengang wegen Krise

Berlin. Die Deutsche Bahn muss ihren für den 27. Oktober geplanten Börsengang wegen der Finanzmarkt-Krise auf Eis legen. Aus Sorge vor zu geringen Erlösen wird der Verkauf von 24,9 Prozent der Tochter DB Mobility Logistics auf unbestimmte Zeit verschoben, wie das Bundesfinanzministerium und die Bahn gestern mitteilten

Berlin. Die Deutsche Bahn muss ihren für den 27. Oktober geplanten Börsengang wegen der Finanzmarkt-Krise auf Eis legen. Aus Sorge vor zu geringen Erlösen wird der Verkauf von 24,9 Prozent der Tochter DB Mobility Logistics auf unbestimmte Zeit verschoben, wie das Bundesfinanzministerium und die Bahn gestern mitteilten. Die Entscheidung sei angesichts "der extremen Unsicherheiten an den Finanzmärkten und zur Wahrung eines fairen Preises" gefallen, hieß es. Der Bund will durch den Verkauf zwischen fünf und acht Milliarden Euro einnehmen.

Nach Medienberichten soll der Börsengang nun frühestens im Februar stattfinden. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) machte jedoch klar, dass der Bund grundsätzlich an der Teilprivatisierung des letzten großen Staatskonzerns festhalte. Die Vorbereitungen für den Börsengang würden fortgesetzt. Bahnchef Hartmut Mehdorn (Foto: dpa) berichtete von einer "überaus positiven Resonanz" bei Investoren. Der Dialog mit potenziellen Anlegern gehe weiter. Politiker und Kapitalanleger-Verbände begrüßten die Verschiebung. Ein Festhalten am Zeitplan wäre "geradezu abenteuerlich" gewesen, sagte der Bahn-Experte der Grünen, Winfried Hermann. Das Bündnis "Bahn für alle" sprach gar von einem "Grund zu feiern".

Kanzlerin Angela Merkel stellte sich erneut hinter die Teilprivatisierung und verwies auf die "erheblichen Haushaltseinnahmen". Mit Blick auf die Entwicklung der Bankenkrise sagte Merkel, auch in Deutschland könne ein verstärktes staatliches Eingreifen nicht ausgeschlossen werden. Oberstes Prinzip der Bundesregierung bleibe aber, dass sich die Unternehmen zuerst selbst helfen müssten.

Steinmeier will mehr Staat

Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sieht den Staat stärker gefordert. Er müsse dem Markt und den Akteuren der Wirtschaft "klare Regeln vorgeben". Zuletzt habe sich teilweise ein "falsches Verständnis von Freiheit durchgesetzt", sagte Steinmeier in Leipzig. In der Folge habe Gier über ökonomische Vernunft gesiegt. > Seite A9: Berichte, Meinung dpa/ddp/afp

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