US-Magazin Auszeichnung für alle, die das Schweigen brachen

New York · 2017 kochte die Debatte um Macho-Gehabe und sexuelle Übergriffe richtig hoch. Das „Time“-Magazin würdigt #MeToo nun mit seinem wichtigsten Titel.

(dpa) Harvey Weinstein. Kevin Spacey. Louis C.K. Charlie Rose. James Levine. Gerade einmal zwei Monate sind die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe gegen Filmmogul Weinstein alt, seitdem kommt das US-Entertainment nicht mehr zur Ruhe. Kaum eine Woche vergeht ohne neue Berichte aus der Film-, Fernseh- oder Medienwelt. Auch in Politik und Wirtschaft, in Wissenschaft und Sport und über die USA hinaus wird offen über Missbrauch, Sexismus und Macho-Kultur gesprochen, teils mit drastischen Folgen für die mutmaßlichen Täter. Nun hat das „Time“-Magazin die Frauen und Männer, die die #MeToo-Bewegung ins Rollen brachten, gebündelt zur „Person des Jahres“ 2017 gekürt.

„The Silence Breakers“ (“Diejenigen, die ihr Schweigen brechen“) titelte das bald 100 Jahre alte Gesellschaftsmagazin gestern – und zeigt auf dem Cover diejenigen, die mit teils haarsträubenden Berichten an die Öffentlichkeit gingen. Schauspielerin Ashley Judd ist dabei, die die Affäre um Weinstein gemeinsam mit anderen Frauen ans Licht brachte – Weinstein weist die Vorwürfe zurück. Sängerin Taylor Swift, die einen Radiomoderator für einen Po-Grapscher erfolgreich verklagte, ist ebenfalls abgebildet.

Solch prominente Gesichter mögen die Bewegung symbolisch anführen. Doch sie bestehe aus Frauen und Männern aus allen Gesellschaftsbereichen, Schichten, Einkommensgruppen und Ländern der Welt, schreibt „Time“. „Sie arbeiten möglicherweise auf Feldern in Kalifornien oder am Empfang in New Yorks Regal Plaza Hotel oder im Europäischen Parlament. Sie sind Teil einer Bewegung, die keinen offiziellen Namen hat. Aber jetzt haben sie eine Stimme.“

Weinstein mag der Dammbruch gewesen sein, doch Thema waren Sexismus und Missbrauch das ganze Jahr über. Zu verdanken haben die USA das Präsident Donald Trump, der schon im Wahlkampf mit derben Kommentaren aufgefallen war. Die Botschaft seiner Wahl sei im Großen und Ganzen gewesen, dass Frauen nicht zählen, sagt NBC-Moderatorin Megyn Kelly.

Die Bezeichnung #MeToo ist Schauspielerin Alyssa Milano zu verdanken. Sie hatte den Begriff von Aktivistin Tarana Burke übernommen und dazu aufgerufen, sich als Opfer sexueller Übergriffe zu erkennen zu geben. Als sie im Oktober nach ihrem Tweet sah, dass mehr als 30 000 Menschen den Hashtag verwendet hatten, brach sie in Tränen aus.

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