Auslands-SMS werden billiger

Brüssel. Es ist eine gute Nachricht für Urlauber und Reisende: Zum zweiten Mal greift die Europäische Union in die Preisgestaltung der Telekom-Riesen ein. Am 1. Juli kommenden Jahres müssen die Kosten für eine Kurznachricht (SMS) aus dem Ausland nach Hause drastisch gesenkt werden

 Das Versenden einer SMS vom europäischen Ausland nach Hause soll für deutsche Handy-Nutzer ab Juli 2009 deutlich günstiger werden. Foto: Becker&Bredel

Das Versenden einer SMS vom europäischen Ausland nach Hause soll für deutsche Handy-Nutzer ab Juli 2009 deutlich günstiger werden. Foto: Becker&Bredel

Brüssel. Es ist eine gute Nachricht für Urlauber und Reisende: Zum zweiten Mal greift die Europäische Union in die Preisgestaltung der Telekom-Riesen ein. Am 1. Juli kommenden Jahres müssen die Kosten für eine Kurznachricht (SMS) aus dem Ausland nach Hause drastisch gesenkt werden. Derzeit zahlen deutsche Handy-Besitzer für eine SMS in die Heimat 29 Cent, dann werden es nur noch elf Cent sein.

Abrechnung auf die Sekunde

Gleichzeitig müssen auch die Tarife für Mobilfunk-Telefonate weiter zurückgenommen werden. Bis 2012 ist ein Minutenpreis von 34 Cent für selbst getätigte Anrufe und zehn Cent für angenommene Gespräche angestrebt. Heute liegen die Limits bei 46 und 22 Cent. Und: Die sekundengenaue Abrechnung wird Pflicht.

Nach langem Ringen hatten sich die zuständigen Minister der Mitgliedstaaten gestern Nachmittag in Brüssel auf eine Reform des Telekommunikationsmarktes verständigt, die weit reichende Folgen auch für den Verbraucher haben dürfte. Zum einen werden die Provider verpflichtet, ihre schnellen Breitband-Zugänge zum Internet weiter auszubauen und diese dann auch Wettbewerbern zur Verfügung zu stellen. Die Investitionen werden für Deutschland auf eine Summe von vier bis fünf Milliarden Euro veranschlagt und würden dann vor allem die Situation der Nutzer im ländlichen Raum verbessern, die zum Teil bis heute ohne DSL-Anschluss auskommen müssen.

Eine Einigung gab es schließlich auch bei der Zusammenarbeit der nationalen Regulierungsbehörden, in Deutschland ist dies die Bundesnetzagentur. Sie sollen jeweils einen Vertreter in eine europäische Überwachungsbehörde entsenden. Die EU-Länder hatten sich lange dagegen gewehrt, die Kontrolle des Marktes an Brüssel abzugeben, wie es die Kommission gefordert hatte. Endgültig abgelehnt wurde dagegen der Versuch der französischen Ratspräsidentschaft, die massive Eingriffe in das Datennetz gefordert hatte. Im Kampf gegen illegale Downloads von Musik und Videos wollte der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy erreichen, dass Nutzer nach dreimaliger Nichtbeachtung des Urheberrechtes vom Internet ausgesperrt werden könnten.

Außerdem hatte Tschechien gefordert, die Verantwortung der Internet-Unternehmen für den Zugang zu Seiten mit strafbaren Inhalten zu erhöhen. Dies hätte nach Auffassung von Experten dazu geführt, dass die Provider entweder mit Inhaltsfiltern hätten arbeiten müssen oder aber von sich aus Bereiche des Datennetzes hätten sperren müssen. Auch dieser Vorstoß ist zunächst vom Tisch, könnte aber bald wieder auftauchen. Am 1. Juli 2009 übernimmt nämlich Tschechien den Vorsitz der Gemeinschaft. Und Prag hat bereits angekündigt, den Kampf gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie in allen Bereichen werde ein Schwerpunkt seiner Ratspräsidentschaft sein.

Hintergrund

Pro Jahr werden in der EU nach Kommissionsangaben 2,5 Milliarden SMS über nationale Grenzen hinweg geschrieben. Die Minister müssen sich jetzt noch auf ein konkretes Gesetz einigen. Auch das Europaparlament muss zustimmen. afp/dpa

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