Auslands-Einsatz macht Soldaten seelisch krank

Bonn/Saarlouis. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) beobachtet die wachsende Zahl schwer traumatisierter Afghanistan-Heimkehrer mit Sorge. Er nehme dies "sehr ernst", sagte er gestern bei einem Truppenbesuch in Leipzig. Nach Angaben seines Ministeriums lag die Zahl der Bundeswehrsoldaten, die 2008 traumatisiert aus Afghanistan zurückkehrten, bei mindestens 226

Bonn/Saarlouis. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) beobachtet die wachsende Zahl schwer traumatisierter Afghanistan-Heimkehrer mit Sorge. Er nehme dies "sehr ernst", sagte er gestern bei einem Truppenbesuch in Leipzig. Nach Angaben seines Ministeriums lag die Zahl der Bundeswehrsoldaten, die 2008 traumatisiert aus Afghanistan zurückkehrten, bei mindestens 226. Im Jahr zuvor waren 130 Fälle verzeichnet worden, 2006 waren es 55 gewesen.

Nach Jungs Angaben liegt der Anteil der traumatisierten Soldaten nach Einsätzen bei einem Prozent. Bei der Afghanistan-Mission sei die Zahl jedoch doppelt so hoch. Derzeit sind 40 Angehörige der Saarlandbrigade im afghanischen Kundus stationiert. Sie werden turnusgemäß im März abgelöst. Der Verteidigungsminister kündigte gestern den Aufbau eines Kompetenzzentrums an, das eine bessere Betreuung der Soldaten gewährleisten soll. Betroffene sollten möglichst rasch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, mahnte Jung.

Im Saarland gibt es nach Angaben von Hauptmann Claus-Peter Schulz, Sprecher der Saarlandbrigade in Saarlouis, bereits ein Netzwerk mit unterschiedlichen Betreuungsmöglichkeiten. Zunächst könnten sich betroffene Soldaten das Gespräch mit ihren Kameraden suchen. Zudem stünden an den Standorten Saarlouis und Zweibrücken Militärseelsorger beider Konfessionen zur Verfügung. "Natürlich kümmern sich auch Ärzte, Therapeuten und Sozialdienste um die Soldaten", ergänzte Schulz.

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, kritisierte Versäumnisse bei der Erkennung und Behandlung traumatisierter Soldaten. Auch der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Oberstleutnant Ulrich Kirsch, forderte deutliche Verbesserungen bei der Nachbereitung von Auslands-Einsätzen. Als Beispiel nannte er die Einrichtung einer anonymen Telefonberatung. dpa/ddp/jöw

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