Aus Widerstand wird mühsam Wirklichkeit

Stuttgart · An diesem Freitag soll alles Unschöne rund um das Bahnprojekt Stuttgart 21 ausgeblendet werden, das die Stimmung trüben könnte. Die Deutsche Bahn AG lädt zum Festakt, zur lange ersehnten Grundsteinlegung - aber wichtige Gäste werden fehlen.

 Von der „Tieferlegung“ des Bahnhofs ist zurzeit noch nicht viel zu sehen. Trotzdem: Das Milliardenprojekt der Bahn soll 2021 fertig sein. Unser Bild zeigt den Blick aus einem Kran auf die Baustelle im Herzen Stuttgarts. Foto: Stein/dpa

Von der „Tieferlegung“ des Bahnhofs ist zurzeit noch nicht viel zu sehen. Trotzdem: Das Milliardenprojekt der Bahn soll 2021 fertig sein. Unser Bild zeigt den Blick aus einem Kran auf die Baustelle im Herzen Stuttgarts. Foto: Stein/dpa

Foto: Stein/dpa

Die 2,50 Meter dicke Bodenplatte in der Baugrube am Hauptbahnhof wird heute gegossen. Die 420 mal 80 Meter große Fläche bildet die Basis für die Gleise und Bahnsteige des künftigen Tiefbahnhofs. Bahn-Chef Rüdiger Grube wird da sein, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU ) und einige mehr, die unverdrossen aufs Bild drängen. Die grün-schwarze Landesregierung hat sich darauf geeinigt, mit Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU ) vertreten zu sein. Denn Grüne, von denen sich inzwischen einige im Südwesten in höchstrangigen Positionen befinden, schützen Termine vor. Sowohl der grüne Oberbürgermeister Fritz Kuhn als auch der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann folgen der Einladung der Bauherrin Deutsche Bahn nicht.

Man solle das nicht überbewerten, meint der Regierungschef. Die Landesregierung werde das Projekt so gut und so schnell ermöglichen, wie es eben gehe. "Darüber hinaus beteiligen wir uns nicht", sagt Kretschmann und meint: nicht finanziell, nicht emotional. Architekt Christoph Ingenhoven ärgert sich maßlos über die Grünen: "Die Absagen sind auch deshalb erschreckend, weil sie zeigen, dass auch heute noch kein Miteinander in diesem Projekt erreicht ist." Und sie seien ein Beleg, dass es politischen Entscheidungsträgern noch immer an der nötigen Sachlichkeit beim Thema mangele.

Meinung:

Heute ist es dem Land fast peinlich

Von SZ-Mitarbeiterin Gabriele Renz

Solche Bilder sah Stuttgart schon öfter. 2009 standen Ministerpräsident Günther Oettinger und Bahnchef Rüdiger Grube an Prellbock 049, um das bildhafte Signal zu geben: Stuttgart 21 wird gebaut! Sieben Jahre später geht es noch immer um Symbolik. Sie gleich einer Durchhalteparole. Der Festakt hat einen faden Beigeschmack. Die Bahn setzt den Termin wohl an, weil man es eben so macht. Obwohl die Baden-Württemberger mal ihr knappes Ja für den Bau gegeben haben - heute ist es dem Land fast peinlich, wie man im Herzen der Hauptstadt so viel Geld versenken kann für mutmaßlich sehr übersichtlichen Gegenwert. Dass der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Grundsteinlegung ebenso schwänzt wie sein Vize Thomas Strobl, dessen CDU das Projekt vorantrieb, regt schon keinen mehr auf.

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