Sprengkraft für die Kirche Aufklärung allein reicht nicht aus

Rund 550 Fälle von Gewalt und sexuellen Misshandlungen bei den Domspatzen: Der Abschlussbericht von Sonderermittler Weber dürfte die katholische Kirche zweifellos mit neuer gewaltiger Sprengkraft heimsuchen.

Sprengkraft für die Kirche: Aufklärung allein reicht nicht aus
Foto: SZ/Robby Lorenz

Und es ist anzunehmen, dass dies auch nicht die letzte dieser Art sein wird. Hinzu kommt, dass sich ein schon länger gehegter beschämender Verdacht erhärtet: Dass Georg Ratzinger, ehemaliger  Chorleiter der Domspatzen und  Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI., offenbar großzügig über die ruchlosen Taten hinweggesehen hat. Dass der fromme Kirchenmusiker zudem die Aufklärung des Missbrauchsskandals gegenüber Medien im Januar vergangenen Jahres als „Irrsinn“ bezeichnet hat, verstärkt nur den Eindruck von bizarrer Uneinsichtigkeit und fortdauernder Kultur des Schweigens in Kreisen der Kirche. Was einmal mehr zeigt, wie zwingend es ist, dass sich die Kirche der Aufklärung aller Gewalt- und Missbrauchsfälle stellt. Damit aber nicht genug: Sie muss sich zugleich glaubhaft und vehement davon distanzieren – in Wort und Tat. Nur so gelingt  eine innere Erneuerung, die die Kirche vor Massenaustritten bewahren kann.

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