Aufbruch zur Erfüllung eines Menschheitstraums

Drei Amerikaner sind auf dem Weg zum Mond. Millionen Menschen in aller Welt erlebten den Start der riesigen Saturn V-Rakete" - so berichtete die Saarbrücker Zeitung am 17. Juli 1969 über den Start der US-Mission "Apollo 11" in Richtung Mond

Drei Amerikaner sind auf dem Weg zum Mond. Millionen Menschen in aller Welt erlebten den Start der riesigen Saturn V-Rakete" - so berichtete die Saarbrücker Zeitung am 17. Juli 1969 über den Start der US-Mission "Apollo 11" in Richtung Mond. Dass dieses Ereignis fünf Tage später mit der erfolgreichen Erstlandung auf dem Erdtrabanten in die Geschichtsbücher der Menschheit einging, konnte das Kollektiv der Erdbewohner zu diesem Zeitpunkt höchstens stark hoffen.

Dabei hatte es bereits der französische Schriftsteller Jules Verne geahnt, als er mehr als 100 Jahre vor der Mondlandung (1865) in seinem Buch "De la Terre à la Lune" geradezu seherisch den Start von drei US-Astronauten von Florida aus beschrieb. Den Wettlauf der Supermächte um die Vorherrschaft im All, wenige Jahrzehnte nach seinem Tod, sah Verne (1828-1905) dabei jedoch nicht so deutlich. Und obwohl die US-Astronauten Neil Armstrong und Edwin Aldrin am 20. Juli 1969 als Erste den Mond betraten, halten manche Forscher die Sowjetunion für den wahren Sieger des Wettbewerbs.

USA zunächst hintenan

Es begann mit dem "Sputnik-Schock". Nicht zuletzt unter dem Eindruck des Atombomben-Einsatzes gegen Japan im August 1945 wähnten sich die US-Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg als technologisch fortschrittlichste Nation der Erde. Doch dann brachte der Rivale Sowjetunion im Oktober 1957 erstmals einen Satelliten ins All: "Sputnik 1". Nur einen Monat später schoss Moskau "Sputnik 2" in den Orbit - diesmal gar mit einem Passagier. Die dreijährige Hündin Laika war das erste Lebewesen im All, ihr Flug wurde inmitten des Kalten Krieges propagandistisch ausgeschlachtet.

Während die USA den Rückstand in der Weltraumforschung aufzuholen versuchten, legte die UdSSR nach. Ihre Sonde "Luna 3" flog 1959 als Erste an der erdabgewandten Seite des Mondes vorbei, und zwei Jahre später entschied Moskau den Weltlauf quasi für sich: Am 12. April 1961 flog Juri Gagarin als erster Mensch durchs All. In 108 Minuten umrundete er im Raumschiff "Wostok 1" den blauen Planeten einmal. 1963 schossen die Russen die erste Frau sowie 1964 die erste dreiköpfige Besatzung ins All, und 1965 machte ein Russe den ersten "Weltraumspaziergang".

Die USA wussten zu diesem Zeitpunkt längst, dass sie nur mit der ersten Mondlandung den Rückstand wettmachen könnten. Zu ihrem größten Helfer wurde ausgerechnet der Kreml. Jahrzehntelang verfügte die Sowjetunion über leistungsstärkere Raketen als die Amerikaner. 1966 jedoch wurde ZK-Mitglied Nikita Chruschtschow, einer der größten Verfechter der sowjetischen Weltraumforschung, in Moskau aus den Ämtern gedrängt. Es waren dann auch die Kürzungen seines Nachfolgers Leonid Breschnew, die die Erfolge der Kosmonauten vorerst stoppten.

Dabei begann auch das US-"Apollo-Programm" mit einer Tragödie, als 1967 drei Raumfahrer verbrannten. Kontinuierlich steigerten sich die Wissenschaftler in den USA. Zwischen 1969 bis 1972. Schließlich landeten US-Astronauten sechs Mal auf dem Mond, Raumfahrer aus anderen Ländern hingegen nie.

Raumbasis auf Mond geplant

Nach Willen der US-Raumfahrtbehörde Nasa soll es ab 2020 wieder Landungen auf dem Mond geben. Um dort eine Basis für Reisen zum Mars zu errichten. Russland werde dabei als Partner angesehen, betont Nasa-Stratege Jesco von Puttkamer: "Mit 16 Nationen auf der Internationalen Raumstation ISS haben wir im All eine Art Uno geschaffen." Die Zeit der Alleingänge sei vorbei.

Wie knapp die eigentliche "welthistorische Großtat" - so umschrieb der SZ-Redakteur aus dem Jahr 1969 die geplante Mondlandung - tatsächlich verlief, wird ein Bericht der Saarbrücker Zeitung am kommenden Montag beschreiben. dpa/ihi

Hintergrund

Die Mondlandung vor 40 Jahren wurde gemeinhin gleichgesetzt mit der Eroberung des Weltalls - und ist untrennbar verbunden mit der Geschichte des Kalten Krieges. Das Betreten des Mondes resultiert genau genommen eher aus dem Wettrüsten und der Propaganda-Schlacht zwischen Ost und West als aus der Erfüllung eines Menschheitstraumes.

Erst nach der Wende Anfang der 1990er Jahre begannen die einstigen Klassenfeinde im All intensiv zusammenzuarbeiten. Wichtige Stationen:

1945: Deutsche Raketentechnik und Fachwissen gelangen nach Kriegsende in die USA und UdSSR. Beide starten in den Folgejahren mehrere Raketen, die es aber nicht bis ins All schaffen.

1957: Die Sowjetunion startet am 4. Oktober ihren "Sputnik" - den ersten künstlichen Erdtrabanten. Wochen später umkreist "Sputnik 2" mit der Hündin Laika die Erde. "Sputnik"-Schock heißt es im Westen.

1958: Die Raumsonde Explorer I (USA) hebt zum ersten erdnahen Flug ab. Die Nasa (National Aeronautics and Space Administration), die Nationale Luft- und Raumfahrtbehörde, wird gegründet.

1960: Erste Rückkehr eines Satelliten zur Erde (Discoverer, USA).

1961: Am 12. April startet Juri Gagarin (UdSSR) als erster Mensch ins Weltall. Der Luftwaffenoffizier umkreist die Erde. Die Nasa baut in Cape Canaveral im Bundesstaat Florida die Anlagen für das "Apollo"-Mond-Programm. Die ersten "Apollo"-Raketen starten.

1963: Valentina Tereschkowa (UdSSR) ist die erste Frau im All.

1965: Alexej Leonow steigt als erster Mensch aus einer Raumkapsel "Woschod II" aus. Er "spaziert" etwa zehn Minuten im freien Raum.

1966: Die sowjetische Mondfähre "Luna 9" landet auf dem Erdtrabanten. Es ist die erste kontrolliert abgebremste Landung auf dem Mond.

1967: Im US-Raumschiff "Apollo 1" verbrennen drei Astronauten während eines Bodentests. Im selben Jahr stirbt Kosmonaut Alexander Komarow beim Landeanflug mit der Raumkapsel "Sojus 1".

1968: Zu Weihnachten umkreist "Apollo 8" als erstes bemanntes Raumschiff den Mond.

1969: Im Juli landet "Apollo 11" auf dem Mond, Neil Armstrong setzt als erster Mensch einen Fuß auf den Erdtrabanten. Vier Monate später folgt "Apollo 12". Charles Conrad und Alan Bean betreten die Mondoberfläche. afp

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