Aufatmen in Athen: Anleger verzichten auf 105 Milliarden

Athen/Brüssel. Mit der größten Staatsumschuldung aller Zeiten hat sich Griechenland im Kampf gegen die Pleite vorerst Luft verschafft. Nach bangen Monaten und zähen Verhandlungen kam gestern die Erfolgsmeldung aus Athen: Das Finanzministerium verkündete eine Beteiligung von knapp 86 Prozent am Forderungsverzicht privater Gläubiger

Athen/Brüssel. Mit der größten Staatsumschuldung aller Zeiten hat sich Griechenland im Kampf gegen die Pleite vorerst Luft verschafft. Nach bangen Monaten und zähen Verhandlungen kam gestern die Erfolgsmeldung aus Athen: Das Finanzministerium verkündete eine Beteiligung von knapp 86 Prozent am Forderungsverzicht privater Gläubiger. Der Schuldenberg soll sich dadurch im Endeffekt um gewaltige 105 Milliarden Euro verringern.Die Euro-Finanzminister reagierten umgehend und gaben einen Teil des neuen 130-Milliarden-Hilfspakets für das krisengeschüttelte Land frei. Damit stehen nun 30 Milliarden Euro zur Unterstützung des Schuldenschnitts plus 5,5 Milliarden für die Begleichung aufgelaufener Zinsen zur Verfügung. Grünes Licht für das komplette Paket soll Anfang nächster Woche bei einem Ministertreffen gegeben werden.

In Deutschland keimt die Hoffnung auf ein Ende der Krise. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, man dürfe nun annehmen, dass die Risiken beherrschbar seien. "Wir sind nicht über den Berg, aber auf einem guten Weg", erklärte er. Die Bürger müssten sich nun weniger Sorgen um den Euro machen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht die große Chance für einen Neuanfang Griechenlands, wenn die versprochenen Reformen verwirklicht würden. Kritik kam von der Opposition. Die Beteiligung privater Gläubiger müsse noch ausgebaut werden, sagte der SPD-Haushaltsexperte Carsten Schneider. Er forderte die Einführung einer Finanztransaktionssteuer.

An den Finanzmärkten wurde die Entwicklung mit Erleichterung quittiert. Dennoch gab der Euro-Kurs gestern nach. Weil Athen nicht ganz ohne Zwang auskam, um die angestrebte Schuldenreduzierung zu erreichen, wittern etliche Marktteilnehmer eine Ansteckungsgefahr für Euro-Krisenländer wie Portugal. Anlass dafür sind Investoren, die aus den Problemen solcher Staaten Profit schlagen wollen und diese gezielt für Spekulationen ins Visier nehmen. Die US-Ratingagentur Fitch stufte Griechenland gestern nochmals herab. Das Land hat damit vorerst die zweitschlechteste Note "begrenzter Zahlungsausfall". Die Herabstufung ergebe sich automatisch wegen des Schuldenschnitts, teilte die Agentur mit. , Seite A 4: Meinung dpa/dapd/afp

Foto: dpa

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