Auf einmal sind Steuern kein Problem mehr

Berlin · Am Donnerstag will die Union mit den Grünen über eine mögliche Regierungsbildung sprechen. Der Vorsitzende der den Grünen nahen Heinrich-Böll-Stiftung, Ralf Fücks, rät seiner Partei, die Chance ernsthaft auszuloten. Mit Fücks sprach SZ-Korrespondent Stefan Vetter:

Für die Grünen ist diese Woche nicht nur wegen der Sondierungsrunde mit der Union über eine mögliche Regierungsbildung spannend. Schon morgen stehen wichtige Personalentscheidungen an, die auch eine inhaltliche Weichenstellung markieren. Es geht um die Wahl der beiden neuen Fraktionschefs und damit um die Frage, wie konsequent die Grünen ihr Wahldesaster aufarbeiten.

Ebenso wie in der Chefetage der Partei folgt auch die Personalfindung für die Fraktionsspitze dem Proporzgedanken: links, rechts, Frau, Mann. Für den linken Fraktionsflügel geht der bisherige Vorsitzende des Bundestagsverkehrsausschusses, Anton Hofreiter, ins Rennen. Der Bayer gilt als gut vernetzt und ist auch für die Realos in der Fraktion akzeptabel. Hofreiters Wahl zum Nachfolger von Jürgen Trittin ist daher eigentlich nur noch Formsache. Ganz anders sieht es beim "Frauenplatz" aus. Nachdem Renate Künast das Feld geräumt hat, rangeln mit Kerstin Andreae und Ex-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt zwei Bewerberinnen um den Co-Vorsitz. Die Sympathien der Realos sind dabei eher auf Seiten von Andreae. Die 44-Jährige aus Baden-Württemberg steht für einen wirtschaftsfreundlichen Kurs. Genau diese Einstellung macht sie aber für die Linken schwerlich akzeptabel. Auch Göring-Eckardt wurde lange Zeit eine Realo-Linie nachgesagt, im Wahlkampf hatte sie sich jedoch ein betont linkes Image zugelegt .

Da morgen zunächst über den "Frauenplatz" befunden wird, wäre es auch denkbar, dass die Unterlegene in der zweiten Runde gegen Hofreiter antritt. Denn nach den grünen Regularien dürfen auch zwei Frauen an der Fraktionsspitze stehen. Im konkreten Fall käme dadurch aber die bisherige Zuordnung der Fraktions-Spitze zu den Partei-Flügeln durcheinander. Rein formal betrachtet haben die Realos in der neuen Fraktion die Mehrheit. Ihnen werden 34 der insgesamt 63 Abgeordneten zugerechnet.

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