Sicherheit bei Fußball-Spielen Auch in anderen Ligen sind Polizeikosten Sache der Steuerzahler

Frankfurt · Die Kosten für Polizeieinsätze bei Fußball-Spielen bezahlen auch in anderen Ländern zu großen Teilen die Steuerzahler. Der Vorstoß, dafür Rechnungen an die Fußball-Liga zu schicken, wird auch anderswo diskutiert – durchgesetzt hat sich die Idee noch nirgends.

Die Kosten für Polizeieinsätze bei Fußball-Spielen bezahlen auch in anderen Ländern zu großen Teilen die Steuerzahler. Der Vorstoß, dafür Rechnungen an die Fußball-Liga zu schicken, wird auch anderswo diskutiert – durchgesetzt hat sich die Idee noch nirgends.

England: In der Premier League müssen die Clubs für Polizei-Einsätze zahlen, aber nur wenn die Ordnungshüter im Stadiongelände eingreifen müssen. Für alle Aktionen außerhalb der Arenen gibt es keine Zahlungsverpflichtung. Londons Bürgermeister Sadiq Khan forderte im vergangenen August Liga-Boss Richard Scudamore auf, dass sich die Liga umfassender an den Kosten beteiligen soll. Von zwölf Millionen Pfund habe die Metropolitan Police 9,3 Millionen Pfund (etwa 10,5 Millionen Euro) selbst getragen.

Italien: Seit einer Gesetzesänderung 2014 müssen sich Fußball-Clubs in Italien an den Sicherheitskosten der Spiele beteiligen. Seitdem müssen die Vereine zwischen ein und drei Prozent der Ticketeinnahmen abgeben. Serie-A-Präsident Maurizio Beretta hatte die Regelung als „ungerecht“ bezeichnet. Andere warfen dem damaligen Ministerpräsidenten Matteo Renzi, der die Gesetzesänderung nach heftigen Ausschreitungen um ein Pokalfinale angeregt hatte, Effekthascherei vor.

Spanien: In Spanien zahlt der Staat die Polizeieinsätze, die einzelnen Clubs zahlen den privaten Sicherheitsdienst in den Stadien. Es gibt nur eine Art Spende der Fußball-Liga für die Einsätze der Sicherheitskräfte, die aber als sehr klein bezeichnet wird. Es gab immer mal wieder Diskussionen, diese Regelungen zu ändern, was aber bisher nicht passiert ist. Allerdings bringen in Spanien die Clubs bei Auswärtsspielen auch wesentlich weniger Fans mit als etwa in Deutschland.

Türkei: In der Türkei ist der Einsatz von Sicherheitskräften bei Sportveranstaltungen in einem Gesetz geregelt. Professionelle Sportclubs müssen eigenes Sicherheitspersonal beauftragen und bezahlen, um einen geregelten Ablauf des Spiels zu gewährleisten. Die Vereine dürfen allerdings den Staat um Unterstützung bitten. In der Praxis geschieht das vor allem bei brisanten Fußballspielen in der Süperlig oder internationalen Spielen. Vor allem seit dem Terroranschlag in der Nähe des Stadions des Erstligisten Besiktas im Dezember 2016 sind die Sicherheitsvorkehrungen bei Fußballspielen von staatlicher Seite aus hoch.

Frankreich: Laut französischem Fußballverband (FFF) sind die staatlichen Stellen für die Sicherheit außerhalb der Stadien, also auf öffentlichem Raum, verantwortlich. Beim Verband verweist man allerdings auf Bestrebungen von örtlichen Präfekturen, den Clubs Rechnungen zu stellen. Das seien aber bisher Einzelfälle. Laut Regionalzeitung „Télégramme de Brest“ vom vergangenen Dezember kippte ein Gericht in Rennes die Rechnung der örtlichen Präfektur für den Club Stade Brestois von rund 11 500 Euro für die Sicherheit um das Spiel gegen Paris Saint-Germain von Anfang 2014. Die Präfektur habe sich nicht an die zuvor eingangene Vereinbarung mit dem Club gehalten, die einen deutlich geringeren Betrag vorgesehen hatte, so die Zeitung.

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