Auch Atomgegner aus dem Saarland wollen Zug stoppen

Saarbrücken/Hannover. Auf den ersten Blick ist alles wie immer: Am kommenden Wochenende rollt wieder ein Castor-Transport aus Frankreich zum Zwischenlager Gorleben, und beide Seiten haben sich wie gewohnt generalstabsmäßig vorbereitet

Saarbrücken/Hannover. Auf den ersten Blick ist alles wie immer: Am kommenden Wochenende rollt wieder ein Castor-Transport aus Frankreich zum Zwischenlager Gorleben, und beide Seiten haben sich wie gewohnt generalstabsmäßig vorbereitet. Bis zu 10 000 Polizisten beziehen allein in der Region Lüneburg ihre Quartiere, die Camps für die Atomkraftgegner im Wendland haben ihre Tore bereits geöffnet. Doch angesichts der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke und der Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten für ein Endlager in Gorleben rechnen Polizei und Akw-Gegner diesmal mit einer nie dagewesenen Beteiligung. An der Zahl der angemeldeten Busse lässt sich der Unterschied zu den vorangegangenen Transporten festmachen: Eine so hohe Zahl hat es nie auch nur annähernd gegeben. Es könnte morgen eng werden bei der Großdemonstration in Dannenberg. 2008 gab es mit 14 500 Menschen die bislang größte Zahl an Kundgebungsteilnehmer. Nun wird mit 30 000 bis 50 000 Teilnehmern gerechnet.Der Protest gegen den Castor-Transport wird entlang der Bahnroute auch von saarländischen Kernkraftgegnern unterstützt. Unter den mehr als 40 Initiativen, die morgen in der südpfälzischen Gemeinde Berg nahe der Grenze zu Frankreich den Zug mit einer Sitzblockade stoppen wollen, ist auch die Bürgerinitiative "Cattenom - Non merci". Ihre Sprecherin Ute Schlumpberger aus Perl gab als "Minimalziel" aus, den Transport "zehn oder zwanzig Minuten aufzuhalten". Damit lasse sich bereits Aufmerksamkeit für die eigenen Forderungen erzielen.Saar-Polizei in BereitschaftSPD und Linke im Land unterstützen den Protest, ohne allerdings einen konkreten Aufruf zu starten. Die saarländischen Grünen rufen zur Teilnahme an der Protestveranstaltung in Dannenberg auf, wo die Behälter von Eisenbahnwaggons auf Tieflader gehoben werden, damit sie die letzten 20 Kilometer nach Gorleben auf der Straße fahren können. Der Landesverband weist im Internet auch auf eine "grüne Demofibel" hin. Darin stellt es die Partei ihren Anhängern frei, ob sie an einer Gleisblockade teilnehmen. "Eine Sitzblockade auf der Transportstrecke ist nicht erlaubt, gehört aber nach unserer Auffassung in manchen Situationen zum zivilen Ungehorsam", ist dort zu lesen. Die Proteste müssten aber gewaltfrei bleiben. Die radikale Initiative "Castor schottern" erfährt von saarländischen Initiativen hingegen keine Unterstützung. Allerdings haben mehrere Privatpersonen aus dem Saarland den Aufruf unterzeichnet, Schotter aus dem Gleisbett zu entfernen und die Gleise durch die Unterhöhlung unbefahrbar zu machen. Die Behörden sehen darin eine Sabotage-Aktion. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg ermittelt deswegen.Der genaue Streckenverlauf des Castor-Transports wird erst relativ kurzfristig feststehen. Neben der Route durch die Südpfalz gibt es mehrere Ausweichstrecken, von denen eine durch das Saarland führt. Die Polizei schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass der Zug über Saarbrücken und Neunkirchen rollt, jedoch als gering ein. Sollte es doch dazu kommen, stünden "ausreichende Kräfte" zur Verfügung. afp/kir/mju

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