Anti-Drogen-Kampf soll verstärkt werdenjöw regional Drogen in saarl Gefängnissen

Berlin. Kein Tag ohne schlechte Nachrichten aus irgendeinem deutschen Knast: In Berlin starb kürzlich eine 35-jährige Gefangene an einer Überdosis Heroin, in Freiburg wurde vor wenigen Tagen ein 42 Jahre alter Gefängnismitarbeiter beim Einschmuggeln von Drogen erwischt

Berlin. Kein Tag ohne schlechte Nachrichten aus irgendeinem deutschen Knast: In Berlin starb kürzlich eine 35-jährige Gefangene an einer Überdosis Heroin, in Freiburg wurde vor wenigen Tagen ein 42 Jahre alter Gefängnismitarbeiter beim Einschmuggeln von Drogen erwischt. Der wachsenden Zahl von Drogendelikten in deutschen Gefängnissen wollen die Bundesländer jetzt mit einer massiven Strafverschärfung begegnen. Am Freitag wird der Bundesrat in seiner Sitzung das Thema zunächst beraten. Aus Kreisen der Länderkammer hieß es gestern gegenüber unserer Zeitung, eine spätere Zustimmung sei so gut wie sicher.Die Negativ-Schlagzeilen aus deutschen Gefängnissen sind keine Einzelfälle. Rauschgift ist in den Haftanstalten viel zu leicht verfügbar und kann oft ohne große Probleme eingeschmuggelt werden: "Durch die Gefangenen und Untergebrachten selbst, durch Besucher, Justizbedienstete, in Briefen oder Paketen oder durch so genannte Mauerwürfe", heißt es in einer Gesetzesvorlage des nordrhein-westfälischen Justizministeriums für den Bundesrat. Experten gehen davon aus, dass zwischen 25 und 30 Prozent der über 75 000 momentan einsitzenden Gefangenen in Deutschland drogenabhängig sind.In KörperöffnungenMit Freiheitsstrafen von mindestens einem Jahr bis zu 15 Jahren in schweren Fällen sollen die Rauschgiftdelikte im Knast nun eingedämmt werden. Bislang liegt der Strafrahmen lediglich bei einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren. Kontrollen allein würden nicht "immer vollumfänglich wirken", zumal Rauschgifte oftmals auch in "Körperöffnungen versteckt oder verschluckt werden", so steht es in der Vorlage. Nordrhein-Westfalen spricht sogar von einer "Drogensubkultur hinter Gittern", die zu Gewalttaten und Diebstählen führe. In vielen Vollzugsanstalten sei das Problem so beherrschend, dass Resozialisierung oder Therapie der Insassen kaum mehr möglich seien. Auch seien die nicht abhängigen Gefangenen dadurch überaus gefährdet. Die leichte Verfügbarkeit von Drogen führe dazu, dass viele Gefangene nach der Entlassung ihre kriminelle Karriere fortsetzten.Mit den anderen Ländern habe es bereits Vorbesprechungen zu dem Thema gegeben, hieß es gestern aus dem Düsseldorfer Justizministerium. "Das Problem betrifft alle Bundesländer", weshalb man sich über die Gesetzesverschärfung weitestgehend einig sei.Der Vorsitzende des Bundes der Strafvollzugsbediensteten (BSBD), Anton Bachl, bewertet das Vorgehen der Bundesländer allerdings skeptisch. Grundsätzlich sei eine Strafverschärfung richtig, die Bundesländer müssten aber zeitgleich auch ihre Sicherheitsvorkehrungen vor Ort "in jeder einzelnen Anstalt" überprüfen. Bachl weiß aus der Praxis: "Strafe alleine ändert nichts an der Situation." Es gebe bereits Justizvollzugsanstalten, wo die Sicherheitsvorkehrungen deutlich optimiert worden seien und Rauschgifthunde zum Einsatz kämen, sagte Bachl zur Saarbrücker Zeitung. Saarbrücken. Im Saarland war Drogenkonsum im Gefängnis immer wieder ein Thema. In der Saarbrücker JVA Lerchesflur wurde bereits vor Jahren der Heroin-Ersatz Subutex zum Problem. Das Mittel, das in Frankreich zur Behandlung von Heroin-Süchtigen zugelassen ist, ist in Gefängnissen besonders beliebt, weil es in kurzer Zeit high macht und es mit gängigen Drogentests nur schwer nachweisbar ist. Die Süchtigen schnupfen die zermahlenen Tabletten durch die Nase. 2005 wurde bekannt, dass die Droge massenhaft in die JVA geschmuggelt wurde. "Da werden Hafturlaube oder Waren-Anlieferungen genutzt oder Bälle über die Mauer geworfen", hieß es damals aus dem Saar-Justizministerium.

HintergrundIm Saarland war Drogenkonsum im Gefängnis immer wieder ein Thema. In der Saarbrücker JVA Lerchesflur wurde vor Jahren der Heroin-Ersatz Subutex zum Problem. Das Mittel, das in Frankreich zur Behandlung Heroin-Süchtiger zugelassen ist, ist beliebt, weil es in kurzer Zeit high macht. Die Süchtigen schnupfen die zermahlenen Tabletten durch die Nase. 2005 wurde bekannt, dass die Droge massenhaft in die JVA geschmuggelt wurde. "Da werden Hafturlaube oder Waren-Anlieferungen genutzt oder Bälle über die Mauer geworfen", hieß es damals aus dem Saar-Justizministerium. red

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