Von Angriff bis Entspannung Was Trump in der Korea-Krise tun kann – und was lieber nicht

Washington · Die Nordkorea-Krise ist militärisch nicht zu lösen, da sind sich alle einig. Welche sachlichen Möglichkeiten haben die USA nach Donald Trumps vermutlich eher unbedachtem „Feuer und Wut“-Zitat also, und wie wahrscheinlich sind sie?

Präventivschlag: Angesichts einer wachsenden Bedrohung aus Nordkorea rufen in den USA manche auch aus der Trump-Anhängerschaft: Draufschlagen auf die Kommunisten, und Schluss! Für sie war die rote Linie überschritten, als Pjöngjangs Waffen angeblich nicht nur die Westküste erreichen können sollten, sondern auch das Landesinnere. Doch ein „Hammerschlag“ der USA, so gewaltig und schnell, dass Nordkorea nicht reagieren kann, gilt als höchst unwahrscheinlich bis ausgeschlossen. Die Folgen wären vor allem für die direkten Anrainer Nordkoreas – teils Verbündete der USA – dramatisch, möglicherweise gäbe es Millionen Tote binnen Stunden. Allerdings könnte diese Option trotzdem für Trump nicht unattraktiv sein, spielte der Konflikt doch auf der anderen Seite der Welt. Allerdings müsste Amerika im Stillen eine gewaltige Streitmacht zusammenführen, ungleich größer als im Irak 2003, um das Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben. Das halten viele für unmöglich.

Serie begrenzter Angriffe: Stark verniedlichend als „Anziehen der Daumenschrauben“ beschreiben Militärs diese Möglichkeit als einen „Mittelweg“. So könnte Washington auf einen nächsten Raketentest Pjöngjangs mit einem begrenzten, aber sehr schmerzhaften Schlag reagieren, etwa auf ein Testgelände. Dem folge eine – in der Theorie – begrenzte Reaktion Nordkoreas, die USA schlügen wiederum umso härter zurück. Im Magazin „Atlantic“ beschreiben Sicherheitsexperten die zugrunde liegende Logik: In einer kontrollierten Eskalation sehe Nordkorea schließlich ein, dass die USA stärker sind. Auch diese Option ist aber unwahrscheinlich. Denn wie sollte eine Eskalation verhindert werden?

Regimewechsel: Der so genannte Königsmord wird seit der Antike für Diktaturen oder Autokratien diskutiert. Ein Ausschalten des Herrschers und der ihn umgebenden Clique, so die Hoffnung, ermögliche einen radikalen Neuanfang und setze große Hoffnungen frei. Abgesehen von völkerrechtlichen Implikationen wäre ein solcher Schlag allerdings extrem schwer auszuführen. Und niemand könnte ausschließen, dass Nordkoreas hochgerüstetes Militär nicht trotzdem zurückschlüge.

Normalisierung der Beziehungen: Sehr anstrengend – aber möglich. Realpolitik. Die USA akzeptieren widerwillig, dass Nordkorea seine Atomwaffen niemals aufgeben, aus Gründen der Selbsterhaltung aber auch nie einsetzen wird. Gesetzt, Nordkorea beendet seine Provokationen. Experten nennen diese Option weder schmackhaft noch ein Allheilmittel, zumal Menschenrechtsverletzungen in dem kommunistisch regierten Land zunächst weitergingen. Aber direkte Gespräche zwischen beiden Regierungen würden Pjöngjang geben, was es sich so sehnlich wünscht: die Anerkennung der internationalen Gemeinschaft. Am Ende könnte so ein Weg zu einem Friedensvertrag für die koreanische Halbinsel stehen, und einem Ende fortgesetzter Sanktionen. Ein solch zähneknirschendes Akzeptieren ist vom derzeitigen US-Präsidenten, der zuletzt wohl eher spontan auf nordkoreanisches Rhetorikniveau eingeschwenkt ist, zwar schwer vorstellbar. Aber unmöglich scheint es nicht – angesichts der potenziell historisch desaströsen Konsequenzen aller anderen Optionen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort