Amerika warnt Kim Jong Un

Seoul/Pjöngjang · Nach dem jüngsten Raketentest des nordkoreanischen Machthabers droht US-Vize Pence mit einer militärischen Antwort. Kritik kommt auch aus China, Japan und Russland.

(dpa) Der neue Raketentest Nordkoreas hat die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel verschärft. Die USA warnten den isolierten Staat vor neuen Provokationen oder gar einem Angriff. Die Zeit der Geduld sei vorbei und die USA würden "jeden Einsatz konventioneller oder atomarer Waffen mit einer überwältigenden und effektiven Antwort" zurückschlagen, sagte US-Vizepräsident Mike Pence in Seoul. Auch China, Japan und Russland kritisierten den Raketentest, der allerdings scheiterte, weil der Flugkörper fast sofort nach dem Start explodierte.

Der befürchtete Atomtest aus Anlass des "Tag der Sonne" genannten 105. Geburtstags des vor 23 Jahren gestorbenen Staatsgründers Kim Il Sung blieb allerdings aus. Machthaber Kim Jong Un, der Enkel des "Ewigen Präsidenten", nahm in Pjöngjang zum höchsten Feiertag Nordkoreas eine waffenstarrende Militärparade ab, bei der auch neue Raketen und mobile Abschussrampen gezeigt wurden. Beobachter spekulierten, ob es sich teilweise um Attrappen handelte. Die umstrittene Rakete startete Nordkoreas Militär am Sonntag nahe der Hafenstadt Sinpo an der Ostküste. Dabei handelte es sich vermutlich um eine Mittelstreckenrakete. Der Raketentest löste unmittelbar vor dem Eintreffen des US-Vizepräsidenten in Südkorea weltweit Empörung aus. UN-Resolutionen untersagen dem Land den Abschuss ballistischer Raketen.

China warnte vor einer "sehr heiklen und gefährlichen Lage" und rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe mahnte diplomatische Bemühungen sowie Druck an, um Nordkorea zu einem ernsthaften Dialog zu bewegen. Tokio arbeite an Krisenplänen für eine Evakuierung der rund 57 000 Japaner in Südkorea. Russland rief die USA auf, nicht militärisch einzugreifen. "Ich hoffe, dass es keine einseitigen Schritte der USA wie in Syrien geben wird", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow gestern in Moskau. Gleichzeitig verurteile Russland das nukleare Abenteurertum Nordkoreas.

US-Vizepräsident Pence besuchte gestern einen US-Militärstützpunkt an der entmilitarisierten Zone im streng gesicherten Grenzgebiet zu Nordkorea. Danach traf er Südkoreas kommissarischen Präsidenten Hwang Kyo Ahn. Nordkorea tue gut daran, die Entschlossenheit von US-Präsident Donald Trump oder die Stärke der US-Streitkräfte nicht zu testen, sagte Pence. Die Politik der "strategischen Geduld", die vorherige US-Regierungen gegenüber Pjöngjang verfolgt hätten, "ist vorbei". Seit 1992 arbeiteten die USA und ihre Verbündeten an einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel. "Wir hoffen, das Ziel durch friedliche Mittel zu erreichen", sagte Pence. "Aber alle Optionen liegen auf dem Tisch."

Nordkorea reagierte seinerseits mit Drohungen auf Pence. Vizeaußenminister Han Song-Ryol warnte gestern in der BBC vor einem Atomkrieg und drohte mit weiteren Raketentests. Sollte Amerika militärisch intervenieren, werde ein "totaler Krieg" ausbrechen.

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