Ärzte drohen weiter mit Praxis-Schließungen

Berlin/Saarbrücken. Die deutsche Ärzteschaft hat mit Empörung auf die aus ihrer Sicht geringfügige Anhebung ihrer Honorare reagiert. Gestern hatte ein Schlichtungsgremium entschieden, dass die Mediziner 270 Millionen Euro mehr im Jahr bekommen sollen. Dies nannte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Köhler, gestern "fatal"

Berlin/Saarbrücken. Die deutsche Ärzteschaft hat mit Empörung auf die aus ihrer Sicht geringfügige Anhebung ihrer Honorare reagiert. Gestern hatte ein Schlichtungsgremium entschieden, dass die Mediziner 270 Millionen Euro mehr im Jahr bekommen sollen. Dies nannte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Köhler, gestern "fatal". "Wer solche Signale aussendet, braucht sich nicht zu wundern, wenn der medizinische Nachwuchs ausbleibt und keine Nachfolger für Landarztpraxen zu finden sind", sagte Köhler. Auch der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung im Saarland, Gunter Hauptmann, hatte im Vorfeld gewarnt: "Wir müssen die allgemeine Kostensteigerung irgendwie auffangen, sonst müssen wir die Strukturen zurückfahren."Der Ärzteverband Hartmannbund sprach von einem "unannehmbaren Affront", die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns von einem untragbaren Beschluss. Rund ein Dutzend Ärzteverbände kündigten an, Fach- und Hausarztpraxen könnten in ganz Deutschland aus Protest geschlossen bleiben. Nur noch Nötiges werde gemacht - Patienten müssten lange warten.

Der Vorsitzende des Saarländischen Hausärzteverbandes, Jürgen Bethscheider, machte gegenüber der SZ deutlich, dass die Ärzte im Land mit dem Ergebnis "nicht einverstanden" sind. Gleichzeitig widersprach er der Behauptung der gesetzlichen Krankenkassen, wonach Mediziner im Schnitt auf ein Jahreseinkommen von 165 000 Euro kämen. Das sei schlichtweg "falsch".

Zuvor hatte gestern ein Schlichtungsgremium entschieden, dass der Orientierungswert, mit dem die Honorare berechnet werden, um 0,9 Prozent steigen wird. Das entspricht einem Plus von 1800 Euro pro Arztpraxis. Die Ärztevertreter hatten ein Plus von elf Prozent gefordert. Das hätte für die Mediziner unterm Strich ein Plus von 3,5 Milliarden Euro bedeutet.

Der Kassenverband teilte mit, die Entscheidung entspreche nicht dem von den Krankenkassen geforderten Ergebnis, sei aber eine vernünftige Lösung, die den Interessen beider Seiten entgegen komme. Den Beitragszahlern bleibe somit ein Kostenschub erspart. dpa/dapd/jöw

Foto:dpa

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