Ältere Arbeitslose haben kaum noch Job-Chancen
Berlin/Nürnberg · Während für fast alle Altersgruppen die Arbeitslosigkeit seit Jahren sinkt, suchen immer mehr Deutsche über 55 Jahre eine neue Anstellung. Und sie müssen jetzt länger auf ein Angebot warten als früher.
Trotz der allgemein günstigen Lage am Arbeitsmarkt hat sich die Situation für ältere Jobsuchende in Deutschland deutlich verschlechtert. Im letzten Jahr waren durchschnittlich 544 484 Menschen der Generation über 55 arbeitslos gemeldet. Das waren gut 27 Prozent mehr als vier Jahre zuvor.
Und das, obwohl die Arbeitslosigkeit insgesamt im gleichen Zeitraum um elf Prozent gesunken ist. Im vergangenen Monat waren sogar fast 563 000 Personen aus dieser Altersgruppe als arbeitslos registriert. Das geht aus einer Datenübersicht der Bundesagentur für Arbeit hervor, die unserer Zeitung vorliegt.
Demnach ist im letzten Jahr auch der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den älteren Jobsuchenden mit 47,1 Prozent wesentlich höher gewesen als der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der Gesamtzahl der Arbeitslosen (35,6 Prozent). Obendrein waren die älteren Arbeitssuchenden auch noch deutlich länger ohne Job als die Jüngeren. Während die Älteren im Schnitt auf 601 Tage am Stück kamen, waren es bei den Jüngeren 417 Tage. Umgekehrt beenden Personen über 55 Jahre ihre Arbeitslosigkeit wesentlich seltener durch die Aufnahme einer neuen Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt. 2012 traf das nur auf knapp jeden fünften von ihnen zu, bei den Jüngeren war es fast jeder dritte.
Erst vor wenigen Tagen war ein Bericht des Bundesrechnungshofes bekannt geworden, in dem die Prüfer kritisieren, dass sich die Arbeitsvermittler deutlich stärker auf aussichtsreiche Bewerber konzentrieren, anstatt Langzeitarbeitslosen zu einer neuen Beschäftigung zu verhelfen.
Eine Sprecherin der Bundesagentur der Arbeit sagte unserer Zeitung, das Risiko für Ältere, arbeitslos zu werden, habe sich zwar verringert. Allerdings sei auch die Chance, aus der Arbeitslosigkeit wieder in Beschäftigung zu kommen, für Ältere kleiner geworden.
Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann, hält diese Daten über das Ausmaß der Arbeitslosigkeit Älterer gar noch für geschönt. "Dass viele über 58-jährige Hartz-IV-Bezieher per Gesetz aus der Statistik gestrichen werden, ist ein Anreiz, diese Menschen nicht zu fördern", kritisierte sie.