Abschied von „Blacky“

München · Gestern ist Joachim Fuchsberger im Alter von 87 Jahren gestorben. Als Schauspieler und TV-Moderator gelang ihm eine große, lange Karriere, die ganze Generationen begleitet hat.

 1964 in „Der Hexer“, einem der besten Gruselkrimis nach Edgar Wallace. Foto: Hipp-Foto

1964 in „Der Hexer“, einem der besten Gruselkrimis nach Edgar Wallace. Foto: Hipp-Foto

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Wenn man ihn in den letzten Jahren in einer Talkshow sitzen sah, mit schlohweißem Haar und schwarzem Anzug, wusste man, dass es interessant wird. Da konnte Joachim Fuchsberger beherzt granteln, wenn er schilderte, wie das so ist mit den zunehmenden Jahren und was alles noch auf die Jüngeren zukommt. "Altwerden ist scheiße", sagte er dann, oder "Der Tod ist für mich das Ende - und Feierabend". Fuchsberger ist gestern im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Grünwald gestorben.

Viele Beileidsbezeugungen aus der Politik und der Kultur sind zu hören. Karin Dor nennt den Tod des Kollegen einen "Schlag in die Magengrube", während Schauspieler Bastian Pastewka , der mit ihm 2006 die Edgar-Wallace-Parodie "Neues vom Wixxer" drehte, schreibt: "In meinen Augen ist er für immer der generationenübergreifende Sir Joachim Fuchsberger , der seine Kunst auf allen Feldern perfekt beherrschte, ohne zu herrschen." Vielseitigkeit und auch sein Pragmatismus bescherten Fuchsberger eine der größten Kino- und TV-Karrieren der deutschen Nachkriegszeit: Am Rundfunk begann er, ging zum Kino, von dort zum Fernsehen und schrieb zuletzt viel gelesene Bücher: "Altwerden ist nichts für Feiglinge" von 2011 verkaufte sich 200 000 Mal.

War er nun ein ganz großer Schauspieler ? Ein genialer Moderator? Fuchsberger selbst wäre der Letzte gewesen, das von sich zu behaupten. Aber er war jemand, auf den man sich als Kinogänger oder Fernsehzuschauer verlassen konnte - Markenname "Blacky". Wenn man ihn in den Edgar-Wallace-Filmen der 60er und frühen 70er Jahre sah, da wusste man, dass schlussendlich alles gut werden musste - dem "schwarzen Abt" oder dem "Frosch mit der Maske" zum Trotze. Seine Inspektorfiguren waren ein ruhender Pol mitten im Film-Irrwitz der Falltüren, Nebelschwaden, Meuchelmörder. Das war der Gipfel von Fuchsbergers Filmkarriere, die schon Mitte der 50er Jahren begonnen hatte: mit der "08/15"-Trilogie, in der er einen jungen Soldaten im Zweiten Weltkrieg spielte. Fuchsberger selbst hatte den als junger Fallschirmjäger erlebt, wurde verwundet, geriet in Gefangenschaft - und sagte später, seine Generation habe nichts anderes gelernt als das Töten.

Nach dem Krieg hatte er in Recklinghausen unter Tage gearbeitet, auch als Druckmaschinen-Monteur, in der Werbung, als Schlagertexter, als Hörfunk- und Wochenschausprecher. Es war vielleicht dieser angelernte Pragmatismus, der ihn nicht zaudern ließ, als er Ende der 60er Jahre sein gesamtes Vermögen bei Immobiliengeschäften verlor und die Wallace-Welle abebbte. Fuchsberger ging zum Fernsehen und bestritt den Samstagabend wohlgelaunt mit Shows wie "Der heiße Draht" und "Auf los geht's los". Seine nächtliche Talkshow "Heut' Abend", in der Fuchsberger mit onkeliger Gemütlichkeit Pfeife schmauchte, wurde als zu oberflächlich kritisiert - allerdings wirkt sie im Vergleich zu manchen heutigen Sendungen fast schon tiefgründig.

Einen der dramatischsten Augenblicke erlebte Fuchsberger als Stadionsprecher bei den Olympischen Spielen in München 1972. Als sich zwei unbekannte Flugzeuge näherten, befürchtete man einen Terroranschlag - und es war an Fuchsberger, die tausende Zuschauer zum Verlassen des Stadions aufzuforden und so vielleicht eine Panik auszulösen - oder nicht. Fuchsberger sagte nichts, und es gab weder einen Anschlag noch brach Panik aus.

Am 2. Dezember hätte Fuchsberger mit seiner Frau den 60. Hochzeitstag gefeiert. Gemeinsam musste das Paar den Tod ihres einzigen Kindes überstehen; Sohn Thomas ertrank 2010 im Alter von 53 Jahren, da war sein Vater 83. Fuchsberger über die späte Tragödie seines Lebens: "Trost gibt es nicht."

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