Notfall-Manöver in der Luft 580 Tonnen Flugbenzin regnen auf Deutschland

Berlin/Saarbrücken · Neue Zahlen der Bundesregierung belegen: Flugzeuge haben 2017 besonders viel Kerosin über Rheinland-Pfalz abgelassen.

 (Symbolbild)

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Foto: dpa/Daniel Reinhardt

25 Mal haben im vergangenen Jahr Piloten über Deutschland Flugbenzin abgelassen. Insgesamt wurden mindestens rund 580 Tonnen Kerosin in der Luft versprüht – rund 18 Prozent mehr als 2016. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Betroffen davon ist hauptsächlich Rheinland-Pfalz. Zwei Drittel dieses Flugbenzins sind über dem Nachbarbundesland des Saarlandes versprüht worden.

Der saarländische Grünen-Bundestagsabgeordnete Markus Tressel beklagt, dass Auswirkungen dieser Praxis „auf die Gesundheit betroffener Menschen und Gebiete“ nicht erforscht seien. Denn ungefähr acht Prozent des Kerosins, mindestens 53 000 Liter, erreichen nach Berechnungen der Grünen den Boden. Und der große Rest belaste die Atmosphäre. 

Warum die Piloten Flugbenzin in die Luft sprühen, ist für Christian Hoppe, Sprecher der Deutschen Flugsicherung, im Grundsatz klar. „Treibstoff-Ablass ist ein Notverfahren.“ Wenn große Passagierjets und Militärflugzeuge zum Beispiel technische Probleme haben oder ein Fluggast akut erkrankt ist, muss schnell ein Flughafen angeflogen werden. Ist die Maschine für eine sichere Landung zu schwer, lassen die Piloten Treibstoff ab. Die Fluglotsen dirigieren die Piloten dabei in eine Region, über der sie diese Prozedur sicher abwickeln können – ohne dass andere Flugzeuge in Gefahr geraten. Das ist etwa der Pfälzer Wald oder der Hunsrück. Fragen des Umweltschutzes spielten bei all dem keine Rolle, es gehe ausschließlich um Sicherheit, sagte der Sprecher der Flugsicherung. Die Bundesregierung sieht keine Alternative zu dem Verfahren, weil die Passagiere nicht gefährdet werden dürften.

Immerhin ist nach Angaben der Bundesregierung das Umweltbundesamt damit beauftragt, die Auswirkungen des Kerosin-Ablassens zu untersuchen. Das könne aber nur ein erster Schritt sein, das Problem zu lösen, sagte Tressel.

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