15 000 Deutsche sterben jährlich an Klinik-Keimen

Berlin/Saarbrücken · Die Angst vor Krankenhaus-Keimen treibt viele Patienten um. Zu Recht, wie eine neue Studie zeigt: Die Zahl der jährlichen Infektionen geht europaweit in die Millionen. Oft mangelt es bei der Hygiene.

In Europas Kliniken sterben hochgerechnet rund 91 000 Patienten pro Jahr an Infektionen mit sogenannten Krankenhaus-Keimen. Das zeigt eine neue Studie des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Die Forscher gehen von jährlich insgesamt 2,6 Millionen Infektionen aus, die sich Patienten während eines Klinik-Aufenthalts zuzogen. Zu den häufigsten Infektionen gehören Lungenentzündungen, Blutvergiftung, Harnwegs- und Wund-Infektionen, berichten die Experten in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts "Plos Medicine".

Für Deutschland schätzt das Nationale Referenzzentrum zur Überwachung von Krankenhausinfektionen die jährliche Zahl der Ansteckungen auf rund 500 000. Dadurch würden bis zu 15 000 Todesfälle verursacht. Rund 3,5 Prozent der Patienten auf Allgemein-Stationen erleiden hierzulande eine Krankenhaus-Infektion, auf den Intensivstationen sind es 15 Prozent. Ein Drittel der Infektionen gilt als vermeidbar - zum Beispiel durch bessere Hygiene .

Für die aktuelle Studie wurden Daten von rund 274 000 Patienten aus 30 europäischen Ländern ausgewertet. Auch Deutschland lieferte seine Zahlen zu. Für die Untersuchung seien 85 bis 90 Prozent der in den Ländern vorkommenden Klinik-Infektionen erfasst worden, sagte die Direktorin des Referenzzentrums, Petra Gastmeier. Die Werte stammen von 2011 und 2012, diesen Sommer wurden neue Daten abgefragt. Gastmeier erwartet jedoch keine wesentliche Veränderung. Zwar hätten viele Kliniken ihre Hygiene-Vorschriften verschärft und es gebe besser geschultes Personal. "Doch die Patienten werden immer älter und kränker und damit anfälliger für Infektionen", sagte die Expertin.

Als wirksame Maßnahme im Kampf gegen die Infektionen sieht Gastmeier eine zurückhaltende Verordnung von Antibiotika. "Da könnten wir sparen, vor allem im ambulanten Bereich", sagte sie. Im Saarland werben Ärzte und Apotheker seit dieser Woche mit einer Kampagne für den gewissenhaften Umgang mit Antibio tika.

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