Überkapazitäten 100 000 leere Plätze in Flüchtlingsunterkünften

Berlin · Zwei Jahre nach dem großen Flüchtlingsandrang in Deutschland sind in Erstaufnahmeeinrichtungen und Sammelunterkünften rund 100 000 Plätze nicht belegt – obwohl viele Länder die 2015/2016 eilig aufgebauten Kapazitäten zuletzt deutlich reduziert haben. Gleichzeitig gibt es gerade in Ballungsräumen Schwierigkeiten, Zuwanderer dauerhaft mit Wohnungen zu versorgen. Das ergab eine Umfrage der dpa.

Seit geraumer Zeit sind die Flüchtlingszahlen stark rückläufig. In den ersten elf Monaten 2017 gingen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 207 157 Asylanträge ein. Das ist laut Bundesinnenministerium ein Rückgang um rund 71 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als 723 027 Flüchtlinge einen Asylantrag stellten.

In Nordrhein-Westfalen sind Erstaufnahmen und zentrale Unterbringungseinrichtungen mit 22 000 Plätzen aktuell nur zur Hälfte belegt. In den hessischen Erstaufnahmen kamen zum Jahresende 2800 Flüchtlinge auf mehr als 10 000 Plätze, in Baden-Württemberg 5100 auf 15 600 Plätze. Hinzu kommen im Südwesten 75 000 Plätze zur vorläufigen Unterbringung von Zuwanderern, 29 000 davon standen leer.

Leerstand melden unter anderem auch Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Brandenburg, Hamburg und Rheinland-Pfalz. In Bayern lebten zuletzt 8000 Zuwanderer in Erstaufnahmeeinrichtungen und 30 000 in Gemeinschaftsunterkünften (Ende Oktober). Dem standen Kapazitäten von 15 000 beziehungsweise 40 000 Plätzen gegenüber. Aus Niedersachsen hieß es hingegen, in den Erstaufnahmen und Ankunftszentren für bis zu 5000 Menschen seien – mit Ausnahme von Sanierungsmaßnahmen – keine Plätze unbesetzt.

Etliche Länder wollen die Kapazitäten verringern. Allerdings bestehen Unsicherheiten, wie sich die Flüchtlingsbewegungen aus Afrika und Asien weiter entwickeln. „Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass sich die Situation schlagartig verändert und wieder sehr viel mehr Flüchtlinge den Weg nach Deutschland finden“, sagt Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD).

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