Todesursache Arafats bleibt unklar

Lausanne/Tel Aviv · Starb der erste Palästinenserpräsident Arafat an den Folgen einer Polonium-Vergiftung oder nicht? Letzte Sicherheit konnten auch Schweizer Experten nicht geben. An Verdächtigen mangelt es ebensowenig wie an offenen Fragen.

Die genauen Todesumstände von Palästinenserführer Jassir Arafat bleiben auch neun Jahre nach dessen Ableben weiter unklar. Arafat wurde zwar nach Aussage von Schweizer Experten im Jahr 2004 mit Polonium-210 vergiftet. Nicht mit letzter Sicherheit habe sich jedoch noch feststellen lassen, dass er daran auch gestorben sei, sagte François Bochud, Chef der Strahlenphysik am Institut für Radiophysik der Uni-Klinik von Lausanne gestern.

Erwiesen sei, dass Arafat eine abnormal hohe Dosis des radioaktiven Stoffes im Körper gehabt habe, erklärte Bochud: "Können wir Polonium als Todesursache ausschließen? Die Antwort ist definitiv Nein. War es die sichere Todesursache? Die Antwort ist leider Nein." Bislang gibt es auch keine Erklärung dafür, wie das Polonium zu Arafat kam.

Bereits unmittelbar nach seinem Tod am 11. November 2004 in einem französischen Militärkrankenhaus hatte es in den Palästinensergebieten erste Spekulationen gegeben, der damals 75-Jährige sei Opfer eines Giftanschlages geworden.

Im Juli 2012 erstattete Arafats Witwe Suha in Frankreich dann Anzeige gegen unbekannt wegen der Ermordung ihres Mannes. Damit löste sie die Ermittlungen aus, die nun den Verdacht verstärkten, dass Arafat womöglich ermordet wurde.

Von Malta aus kämpft die 50-Jährige um die Aufklärung der Todesursache Arafats und bringt dadurch nicht nur Israel, sondern auch einstige Weggefährten ihres Mannes immer wieder in Verlegenheit.

Die Mediziner untersuchten Proben von Beckenknochen und Rippen sowie der Kleidung Arafats. Für Gewissheit würden noch viel mehr Informationen gebraucht, sagte Bochud weiter. Die Analysen seien schwierig gewesen, da acht Jahre zwischen dem Tod Arafats und dem Beginn der Untersuchungen nach seiner Exhumierung gelegen hätten.

Die palästinensische Autonomiebehörde in Ramallah kündigte für heute eine Stellungnahme an. Der israelische Außenamtssprecher Jigal Palmor wies die Giftmord-Theorie als unseriös zurück. "Diese Theorie hat mehr Löcher als ein Schweizer Käse", sagte Palmor . Im übrigen habe Israel nichts mit dem Tod Arafats zu tun. Auch Vertraute des früheren Ministerpräsidenten Ariel Scharon wiesen eine Verantwortung Israels zurück. Scharons früherer Berater Raanan Gissin sagte: "Es ist immer am leichtesten, Israel zu beschuldigen." Er sprach von einem möglichen innerpalästinensischen Machtkampf als Grund für Arafats Tod.

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