Terror zeigt Wirkung – Dortmund verliert nach Anschlag-Schock

Dortmund · Die Ermittler sprechen von Terror, Politik und Sportwelt zeigen sich erschüttert: Nach dem Anschlag auf den Teambus von Borussia Dortmund führen Spuren in die islamistische Szene.

(dpa/afp) Terror-Verdacht, Metallstifte in Sprengsätzen und viele offene Fragen zu Bekennerschreiben: Der mutmaßlich islamistische Anschlag auf den Team-Bus des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund hat nicht nur die Fußball-Welt geschockt. Während die Profis von Borussia Dortmund im neu angesetzten Champions-League-Spiel gegen den AS Monaco immer wieder Nerven zeigten, offenbaren erste Ermittlungen das ganze Ausmaß des heimtückischen Angriffs.

Dortmunds Trainer Thomas Tuchel kritisierte die schnelle Neuansetzung der Partie nur einen Tag nach der Attacke. "Wir hätten uns mehr Zeit gewünscht, damit umzugehen", sagte er. Sein Team verlor die Partie knapp mit 2:3 und steht damit im Rückspiel am Mittwoch unter hohem Druck.

Am Nachmittag hatte Frauke Köhler, Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, auf einen islamistischen Bezug des Anschlags hingewiesen. Sie sprach von einem terroristischen Hintergrund der Tat. Ein Islamist wurde festgenommen, seine Wohnung sowie die eines zweiten Tatverdächtigen aus dem islamistischen Spektrum wurden nach Angaben der Ermittler durchsucht. Bei dem Sprengstoffanschlag am Dienstagabend hatte sich ein Metallstift in die Kopfstütze eines Sitzes im Mannschaftsbus gebohrt. BVB-Spieler Marc Bartra wurde verletzt. Auch ein Polizist, der den Teambus begleitete, erlitt Verletzungen. "Wir können von Glück sagen, dass nichts Schlimmeres passiert ist", sagte Köhler.

Das Motiv für den Anschlag blieb zunächst unklar. Beide Tatverdächtige stammen offenbar aus der nordrhein-westfälischen Islamisten-Szene - ein 25-jähriger Iraker aus Wuppertal und ein 28-jähriger Deutscher aus Fröndenberg (Kreis Unna). Beiden wird nach Medienberichten eine Nähe zur Terrororganisation IS vorgeworfen. Fragen werfen derweil unterschiedliche Bekennerschreiben auf: Am Anschlagsort wurden nach Angaben der Bundesanwälte drei Schriftstücke mit gleichem Text gefunden. Nach Angaben von Experten ist dies ungewöhnlich. An der Echtheit eines weiteren Bekennerbriefs, der einen linksextremistischen Hintergrund vermuten lässt, bestehen nach ersten Bewertungen erhebliche Zweifel.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den Anschlag als "widerwärtige Tat". Der Mannschaft, den Trainern und Fans übermittelte sie in einem Telefonat mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gute Wünsche. Der eigens nach Dortmund gereiste Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte dem TV-Sender Sky: "Wir wollen, dass solche Spiele stattfinden, wir wollen dem Terror nicht weichen."

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