„Ich habe Angst um mich, um meine Freunde" Wie die Teilmobilmachung in Russland Familien auseinanderreißt

Moskau · Die Mobilmachung in Russland reißt Familien aus ihrem gewohnten Leben. In Moskau müssen viele gleich nach dem Gang ins Einberufungsamt in den Bus zum Militärcamp – und wohl bald in den Krieg.

Mit 300 000 Reservisten will Russlands Präsident Wladimir Putin sein Militär für den Krieg gegen die Ukraine verstärken.

Mit 300 000 Reservisten will Russlands Präsident Wladimir Putin sein Militär für den Krieg gegen die Ukraine verstärken.

Foto: dpa/Alexander Zemlianichenko

Timofej sitzt seit zwei Stunden hier auf der Bank. Manchmal springt er auf, raucht. „Ich habe Angst um mich, um meine Freunde. Habe Angst vor dem Tod“, sagt Timofej, 23 Jahre alt ist er. Genauso alt wie sein bester Freund Robert, der nur wenige Meter weiter von Militärs und Ärzten überprüft wird, ob er geeignet ist für den Kampf. Für den Krieg in der Ukraine. Timofej weiß, dass es ihn ebenfalls treffen könnte, auch wenn in seiner „Militär-Karte“ der Vermerk „ungeeignet“ steht. „Aber wer bitte hält sich in unserem Land an irgendwelche Vermerke? Heute bin ich ungeeignet, morgen halten sie mich vielleicht schon für bestens kampferprobt.“ Er klingt resigniert. Aber weglaufen? Aus dem Land fliehen? „Ich habe doch hier alles, meine Eltern, meine Schwester, meine Freunde. Mein Leben.“