Taiwans Präsident wiedergewählt

Taipeh. Die Taiwanesen haben die Politik der Annäherung an China durch Präsident Ma Ying-jeou bestätigt. Die Wähler hätten ihm den Auftrag gegeben, seine Politik fortzusetzen, sagte der 61-Jährige nach seinem Wahlsieg: "Es ist nicht mein persönlicher Sieg, sondern ein Sieg für das taiwanesische Volk

Taipeh. Die Taiwanesen haben die Politik der Annäherung an China durch Präsident Ma Ying-jeou bestätigt. Die Wähler hätten ihm den Auftrag gegeben, seine Politik fortzusetzen, sagte der 61-Jährige nach seinem Wahlsieg: "Es ist nicht mein persönlicher Sieg, sondern ein Sieg für das taiwanesische Volk." Doch zeigt das respektable Abschneiden seiner Herausforderin Tsai Ing-wen, die auf Distanz zu Peking ging, den Wunsch vieler Taiwanesen, den kommunistischen Rivalen politisch eher auf Armlänge halten.Die Taiwanesen wollen beides: Einerseits ihre politische Eigenständigkeit und Freiheit bewahren, andererseits gute Geschäfte mit Festlandchina machen.

Ein Wahlsieg der Oppositionskandidatin Tsai Ing-wen hätte schwere Irritationen mit Peking ausgelöst. So konnte Chinas Führung aufatmen - ebenso das Weiße Haus. Der Erfolg von Ma Ying-jeou kommt beiden sehr gelegen. Washington wollte keine Spannungen mit Peking, sondern braucht dessen Kooperation bei der Bewältigung der Krisen mit dem Iran und Nordkorea.

Auch Chinas Kommunisten sind froh, dass ihnen ein Konflikt mit Taiwan in den politisch heiklen Zeiten vor dem Generationswechsel in der Führung im Herbst erspart geblieben ist. Anders als früher, wo Wahlen in Taiwan schon mal mit Säbelrasseln und Raketentests begleitet wurden, hatte sich Peking aus dem Wahlkampf herausgehalten. Eine offene Unterstützung für Ma Ying-jeou wäre auch nach hinten losgegangen.

Jetzt sieht die kommunistische Führung in Peking den Weg frei für "neue Möglichkeiten" beim Ausbau der Kooperation. "Wir gehen davon aus, dass sich die Beziehungen zwischen China und Taiwan weiter verbessern werden", sagte der Taiwan-Professor Chen Xiancai von der Universität in Xiamen. "Indem sich beide Seiten auf den 'Konsens von 1992' verständigt haben, gibt es Vertrauen." Mit dieser stillschweigenden Übereinkunft erkennen beide Seiten an, dass es nur ein China gibt, lassen aber zu, dass sie etwas anderes darunter verstehen. Die unterlegene Oppositionsführerin Tsai Ing-wen hatte den Konsens abgelehnt, ohne den sich Peking eine Zusammenarbeit aber nicht vorstellen kann.

Die reibungslose Wahl demonstrierte nach Ansicht von Präsident Ma Ying-jeou auch, wie weit die Demokratie in Taiwan gereift ist. Bis heute ist die Inselrepublik die einzige Demokratie in der chinesischen Welt. Die bisher fünf freien Präsidentenwahlen strafen jene Lügen, die behaupten, dass Demokratie wegen der anderen kulturellen Tradition nicht zu Chinesen passe.

"Taiwan zeigt der Welt, das chinesische Gesellschaften Demokratien durchaus tragen können", sagte Qin Jin, der Präsident der internationalen Vereinigung für ein demokratisches China, hinter der chinesische Dissidenten stehen. "Es zeigt, wie die Kombination aus westlicher Demokratie und chinesischem Harmonie-Empfinden aussehen kann", sagte Qin Jin in Taipeh. Doch das kommunistische China zeige der Welt "die schlechtesten Seiten" von Politik und Ungerechtigkeit.

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