Sturm bringt Romney in Bedrängnis

Tampa. Die Planer der "Republican Convention" gehen auf Nummer sicher. Statt im Zweifel 50 000 Delegierte, Gäste und Medienvertreter aus der Bucht von Tampa evakuieren zu müssen, vertagen die US-Konservativen ihren Parteitag nach der heutigen, formellen Eröffnung um mindestens 24 Stunden

Tampa. Die Planer der "Republican Convention" gehen auf Nummer sicher. Statt im Zweifel 50 000 Delegierte, Gäste und Medienvertreter aus der Bucht von Tampa evakuieren zu müssen, vertagen die US-Konservativen ihren Parteitag nach der heutigen, formellen Eröffnung um mindestens 24 Stunden. "Unsere erste Sorge gilt der Sicherheit", erklärt RNC-Geschäftsführer Reince Priebus die kurzfristig getroffene Entscheidung. "Wir können nicht vorhersagen, wie stark die Winde werden."Als wahrscheinlich gilt nach den bisherigen Vorhersagen, dass Tropensturm "Isaac" im Golf von Mexiko zu einem Hurrikan der Kategorie 2 anwächst und die tiefgelegene Region um Tampa in Mitleidenschaft zieht. Viele Teilnehmer des Parteitages sind in Hotels von Clearwater und St. Petersburg untergebracht, die über Brücken mit Tampa verbunden sind. Der Hurrikan wird vermutlich morgen amerikanisches Festland erreichen.

Der Sturm bringt das Programm des ursprünglich auf vier Tage angesetzten Treffens kräftig durcheinander. Die Redner des Eröffnungstages, der unter dem Motto "Wir können es besser" stehen sollte, müssen nun auf die verbleibenden drei Tage verteilt werden. "Ohne Frage werden wir unsere Botschaft rüberbringen", spielt Romney-Stratege Russ Schriefer die politischen Konsequenzen des Unwetters herunter. "Es bleibt genug Zeit, zu erzählen, wie Präsident Obama das Land über die vergangenen vier Jahre im Stich gelassen hat."

Die offizielle Aufstellung Romneys zum Präsidentschaftskandidaten durch die 2286 stimmberechtigten Delegierten soll nun morgen erfolgen. Die mit Spannung erwartete Kandidatenrede bleibt für Donnerstag auf dem Programm.

Romney wird seit Beginn des Rennens um das Weiße Haus von schlechtem Timing verfolgt. Hurrikan "Isaac" erweist sich dabei nur als letztes Hindernis auf einer Buckelpiste zum Krönungsparteitag in Tampa. In den vergangenen Tagen hatte er damit zu tun, sich von absurden Äußerungen eines Senats-Kandidaten aus Missouri zu distanzieren, der Vergewaltigungen bagatellisierte und meinte, Opfer könnten ungewollte Schwangerschaften "natürlich" abstoßen. Auch Romney kommt in diesem Zusammenhang wegen mehrerer Richtungswechsel unter Beschuss.

Als wäre dies nicht genug, veröffentlichte die Webseite "Gawker" rund 1000 Seiten an brisanten Informationen aus Romneys früherer Firma Bain Capital. Bisher fand sich nichts Strafbares in den von Bain als "echt" bestätigten Unterlagen. Aber sie bekräftigen den Eindruck, dass für den 250 Millionen Dollar schweren Kandidaten und seine Klientel andere Regeln gelten, als für die Mehrzahl der Amerikaner.

Die gemäßigteren Wähler der republikanischen Mitte werden durch die Verschiebung des Parteitags nun auch mehr von dem umstrittenen Parteiprogramm wahrnehmen, das ursprünglich zu einer Zeit verabschiedet werden sollte, als die meisten Kameras noch nicht angeschaltet gewesen wären. Darin setzten sich die Republikaner dafür ein, Abtreibungen in jedem Fall zu verbieten - auch bei Vergewaltigung und Inzucht. Sie ziehen mit einem Verfassungszusatz gegen die Homo-Ehe zu Felde, setzten sich für einen durchgängigen Zaun an der Grenze zu Mexiko ein, wollen Einwanderungs- und Wahlrecht weiter verschärfen, während sie das Recht auf Waffenbesitz ganz weit auslegen.

Diese extremen Positionen erklären, warum Romney als Kandidat bei Frauen, Latinos und verschiedenen Minderheiten weit hinterherhinkt. Vom Parteitag in Tampa erhoffte sich der republikanische Herausforderer einen kräftigen Schub nach vorn.

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