Studie: Rentner sind gut versorgt

Berlin. Die meisten Rentner in Deutschland sind trotz teils niedriger Altersbezüge gut versorgt. Geringverdiener sorgen aus Expertensicht aber zu wenig gegen drohende Altersarmut vor. Das geht aus dem Alterssicherungsbericht 2012 der Regierung hervor, der der Deutschen Presse-Agentur gestern in Berlin vorlag

Berlin. Die meisten Rentner in Deutschland sind trotz teils niedriger Altersbezüge gut versorgt. Geringverdiener sorgen aus Expertensicht aber zu wenig gegen drohende Altersarmut vor. Das geht aus dem Alterssicherungsbericht 2012 der Regierung hervor, der der Deutschen Presse-Agentur gestern in Berlin vorlag. Demnach verfügen Ehepaare und Alleinstehende über 65 Jahren im Schnitt über ein Haushaltseinkommen von 1818 Euro netto im Monat. Alleinstehende Frauen haben nur 1292 Euro, alleinstehende Männer dagegen 1560 Euro, Ehepaaren 2433 Euro. "Im untersten Einkommenszehntel sind deutlich mehr Frauen als Männer vertreten", so der Bericht.Die gesetzliche Rente hat demnach im Alter weiter die größte Bedeutung. Die privaten Renten der Ehepaare belaufen sich in Westdeutschland auf 557 Euro, bei Alleinstehenden sind es 371 Euro. In den ostdeutschen Ländern erreichen Paare durchschnittlich 265 Euro, Alleinstehende 323 Euro monatlich.

Jedes dritte Ehepaar und jeder vierte Alleinstehende nimmt laut Bericht Zinsen von der Bank ein - bei Verheirateten in den alten Ländern im Schnitt 338 Euro im Monat. Mieteinkünfte fließen recht üppig - im Durchschnitt bekommen Senioren-Ehepaare demnach monatlich 1043 Euro, Alleinstehende 713 Euro.

Die Zahlen beruhen auf der neuen Erhebung "Alterssicherung in Deutschland", für die TNS Infratest Sozialforschung 2011 fast 28 000 Personen befragt hatte. Die Autoren warnen davor, sich nur auf Durchschnittswerte zu stützen. So hätten neben Frauen auch ehemals Selbstständige auffällig oft niedrige Einkommen. Diese Gruppe sei etwa doppelt so häufig auf die Grundsicherung angewiesen wie ehemals abhängig Beschäftigte.

Die Zahlen dürften dem Rentenstreit in der Koalition neue Nahrung geben. Derzeit müssen nur 2,5 Prozent der über 65-Jährigen von staatlicher Hilfe leben. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) fürchtet aber, dass diese Quote ohne Reform deutlich wächst und will Geringverdiener und Selbstständige künftig besser absichern.

In dem Bericht warnen die Experten im Einklang mit von der Leyen vor Altersarmut. Nur ein sehr geringer Teil heutiger Rentner sei auf Grundsicherung angewiesen. "Aber es gibt Entwicklungen, die für künftige Generationen ein auskömmliches Alterseinkommen gefährden könnten."

So führe die Senkung des Rentenniveaus bei Geringverdienern zu steigendem Armutsrisiko im Alter - auch bei langer Erwerbstätigkeit. Derzeit liegt das Durchschnitts-Rentenniveau bei 50,4 Prozent. Bis 2030 kann es auf 43 Prozent absinken.

Die Experten schlagen Alarm: "Insgesamt wird deutlich, dass gerade die Bezieher geringer Einkommen noch zu wenig zusätzlich für das Alter vorsorgen." Rund 42 Prozent der Geringverdiener hätten weder betriebliche Altersversorgung noch Riester-Vertrag. Insgesamt gaben rund 71 Prozent der Befragten an, Zusatz-Vorsorge zu betreiben.

Das Arbeitsministerium wollte sich zunächst nicht äußern. Zurückgewiesen wurden in der Koalition aber Informationen, dass die Spitzen von Union und FDP bereits am Wochenende eine Lösung finden wollen. Eine Einigung gibt es aber nur im Gesamtpaket mit anderen Streitpunkten wie Praxisgebühr oder Betreuungsgeld.

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