Streit wie einst in Wildbad Kreuth
Horst Seehofer bemüht sich um ein Lächeln, doch das wirkt gequält. "Selbstverständlich" nehme er die Wahl an, sagt Seehofer. Sein Blick und vor allem die finsteren Mienen seiner neben ihm sitzenden Vorstandskollegen verraten aber, dass es eine vergiftete Wahl ist. Nur 87,2 Prozent bekommt Seehofer - bei seiner vermutlich letzten Wahl zum CSU-Chef sein schlechtestes Ergebnis. Rückenwind in der Flüchtlingspolitik ist dies nicht. Der stellvertretende CDU-Chef Armin Laschet will bei seinem Gastbesuch bei der CSU aber nichts von einer Genugtuung in der Schwesterpartei und bei deren Vorsitzender Angela Merkel wissen. "Wahlergebnisse kommentiert man nicht", sagt Laschet nur knapp. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner will Seehofers Verhalten zwar auch nicht kommentieren, wird aber deutlicher: Sie müsste sonst "die klassischen Höflichkeitsformen verlassen". Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) sagte: "Das war keine Demütigung von Angela Merkel. Dies war der Unterschied zwischen einem Parteivorsitzenden auf einem Parteitag und einer Kanzlerin, die Verantwortung für Deutschland trägt." Am Freitagabend hatte Seehofer die neben ihm stehende Merkel auf offener Bühne mit minutenlangen Angriffen gequält. Darin sehen CSU-Führungskräfte einen Grund, der Seehofer viele Stimmen gekostet hat. Ursula Münch, Leiterin der politischen Akademie in Tutzing, spricht aus, was die Vorstandsmitglieder nur hinter vorgehaltener Hand sagen: "Anscheinend ist der Stil seiner Angriffe auf Merkel gestern nicht gutgeheißen worden." Als zweiten Grund für den Stimmenverlust verweist Münch auf den Streit Seehofers mit seinem Finanzminister Markus Söder . Dabei scheinen dem vermutlich bei der nächsten Wahl 2017 nicht mehr antretenden Seehofer die Geister, die er selbst rief, außer Kontrolle geraten zu sein. So glaubte Seehofer, den bayrischen Finanzminister nach dessen Verknüpfung der Pariser Anschläge mit der deutschen Flüchtlingspolitik öffentlich zusammenstauchen zu können. Doch nach einer Reihe von Widerworten aus der CSU bemühte sich Seehofer beim Parteitag mehrfach, den Streit wieder einzufangen. Und auch bei den Attacken auf Merkel sah Seehofer sich genötigt, zu versuchen, die Debatte wieder einzufangen. Fast 40 Jahre nach dem von Franz Josef Strauß verkündeten und kurz darauf wieder einkassierten Trennungsbeschluss der CSU-Bundestagsabgeordneten von der CDU sah sich Seehofer sogar genötigt, ähnliche Absichten zu dementieren. "Die Trennungsverluste wären weitaus größer als die Trennungsgewinne." Solch eine Debatte sei ein "Gespenst". CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer ergänzte gestern: "Trotz unterschiedlicher Meinungen bleiben CDU und CSU eine starke Gemeinschaft." Merkel immerhin scheint trotz der Seehofer-Kritik an ihr nicht nachtragend. Sie habe ihm wie immer als Erste gratuliert. Per SMS und "sehr freundlich". Seehofer hat nun allerdings eine eigentlich nicht von ihm gewollte Nachfolgedebatte. Auch wenn es noch drei Jahre bis zur nächsten Landtagswahl und dem für dann von Seehofer angekündigten Rückzug sind, scheint die Partei nämlich schon ihre Präferenz zu haben: So war Söder der am meisten gefeierte Mann. Bei jedem seiner Kurzauftritte bekam der Finanzminister lautstarken Applaus. In der engeren Führungsspitze darf sich nur ein Politiker ähnlich gestärkt fühlen. Der Chef der konservativen EVP-Fraktion im europäischen Parlament, Manfred Weber , bekam bei seiner Kandidatur um einen Stellvertreterposten Seehofers mit 90,8 Prozent die mit Abstand größte Zustimmung.
Horst Seehofer bemüht sich um ein Lächeln, doch das wirkt gequält. "Selbstverständlich" nehme er die Wahl an, sagt Seehofer. Sein Blick und vor allem die finsteren Mienen seiner neben ihm sitzenden Vorstandskollegen verraten aber, dass es eine vergiftete Wahl ist. Nur 87,2 Prozent bekommt Seehofer - bei seiner vermutlich letzten Wahl zum CSU-Chef sein schlechtestes Ergebnis. Rückenwind in der Flüchtlingspolitik ist dies nicht.
Der stellvertretende CDU-Chef Armin Laschet will bei seinem Gastbesuch bei der CSU aber nichts von einer Genugtuung in der Schwesterpartei und bei deren Vorsitzender Angela Merkel wissen. "Wahlergebnisse kommentiert man nicht", sagt Laschet nur knapp. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner will Seehofers Verhalten zwar auch nicht kommentieren, wird aber deutlicher: Sie müsste sonst "die klassischen Höflichkeitsformen verlassen". Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) sagte: "Das war keine Demütigung von Angela Merkel. Dies war der Unterschied zwischen einem Parteivorsitzenden auf einem Parteitag und einer Kanzlerin, die Verantwortung für Deutschland trägt."
Am Freitagabend hatte Seehofer die neben ihm stehende Merkel auf offener Bühne mit minutenlangen Angriffen gequält. Darin sehen CSU-Führungskräfte einen Grund, der Seehofer viele Stimmen gekostet hat. Ursula Münch, Leiterin der politischen Akademie in Tutzing, spricht aus, was die Vorstandsmitglieder nur hinter vorgehaltener Hand sagen: "Anscheinend ist der Stil seiner Angriffe auf Merkel gestern nicht gutgeheißen worden."
Als zweiten Grund für den Stimmenverlust verweist Münch auf den Streit Seehofers mit seinem Finanzminister Markus Söder . Dabei scheinen dem vermutlich bei der nächsten Wahl 2017 nicht mehr antretenden Seehofer die Geister, die er selbst rief, außer Kontrolle geraten zu sein. So glaubte Seehofer, den bayrischen Finanzminister nach dessen Verknüpfung der Pariser Anschläge mit der deutschen Flüchtlingspolitik öffentlich zusammenstauchen zu können. Doch nach einer Reihe von Widerworten aus der CSU bemühte sich Seehofer beim Parteitag mehrfach, den Streit wieder einzufangen.
Und auch bei den Attacken auf Merkel sah Seehofer sich genötigt, zu versuchen, die Debatte wieder einzufangen. Fast 40 Jahre nach dem von Franz Josef Strauß verkündeten und kurz darauf wieder einkassierten Trennungsbeschluss der CSU-Bundestagsabgeordneten von der CDU sah sich Seehofer sogar genötigt, ähnliche Absichten zu dementieren. "Die Trennungsverluste wären weitaus größer als die Trennungsgewinne." Solch eine Debatte sei ein "Gespenst". CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer ergänzte gestern: "Trotz unterschiedlicher Meinungen bleiben CDU und CSU eine starke Gemeinschaft."
Merkel immerhin scheint trotz der Seehofer-Kritik an ihr nicht nachtragend. Sie habe ihm wie immer als Erste gratuliert. Per SMS und "sehr freundlich". Seehofer hat nun allerdings eine eigentlich nicht von ihm gewollte Nachfolgedebatte. Auch wenn es noch drei Jahre bis zur nächsten Landtagswahl und dem für dann von Seehofer angekündigten Rückzug sind, scheint die Partei nämlich schon ihre Präferenz zu haben: So war Söder der am meisten gefeierte Mann. Bei jedem seiner Kurzauftritte bekam der Finanzminister lautstarken Applaus. In der engeren Führungsspitze darf sich nur ein Politiker ähnlich gestärkt fühlen. Der Chef der konservativen EVP-Fraktion im europäischen Parlament, Manfred Weber , bekam bei seiner Kandidatur um einen Stellvertreterposten Seehofers mit 90,8 Prozent die mit Abstand größte Zustimmung.
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HintergrundDie CSU hatte am 19. November 1976 auf ihrer Klausurtagung in Wildbad Kreuth beschlossen, die seit 1949 bestehende Fraktionsgemeinschaft mit der CDU nicht mehr fortzusetzen und sich als "vierte Partei" zu etablieren. Als Grund nannte man unter anderem eine bessere Oppositionsarbeit und mehr Redezeit im Bundestag. Prompt kündigte die CDU die Gründung eines eigenen Landesverbandes in Bayern an. Nach einem Spitzengespräch zwischen Helmut Kohl (CDU ) und Franz Josef Strauß (CSU ) zog die CSU ihren Kreuther Beschluss zurück. dpa