Streikwelle in Frankreich trifft Kernkraftwerke

Paris/Cattenom · Der Kampf gegen die Arbeitsmarktreform in Frankreich wird immer härter. Nach den Raffinerien gerieten jetzt auch die Atomkraftwerke ins Visier der Gewerkschaft. Auch Cattenom wurde bestreikt.

Mit Blockaden und Demonstrationen haben Frankreichs Gewerkschaften zwei Wochen vor der Fußball-EM den Druck auf die Regierung erhöht. Die Proteste gegen die Arbeitsmarktreform von Präsident François Hollande machen auch keinen Halt mehr vor den Kernkraftwerken in Cattenom, Fessenheim oder den anderen 17 Atommeilern in Frankreich. In Cattenom wurde der Einlass für die Beschäftigten nach Gewerkschaftsangaben teilweise blockiert.

Mit dem achten landesweiten Aktionstag gegen die Lockerung des Arbeitsrechts zogen die Gewerkschaften die Daumenschrauben noch einmal an. "Das Ziel ist eine wirtschaftliche Blockade, denn die Wirtschaft hat dieses Sozialdumping angeordnet", sagte Pascal Busson von der Gewerkschaft CGT.

Die Proteste gegen die Pläne des Sozialisten Hollande, der Unternehmen im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit mehr Flexibilität einräumen will, hatten sich schon in den vergangenen Tagen zugespitzt. Blockaden von Raffinerien und Treibstoffdepots führten zu Engpässen bei Benzin und Diesel und zu langen Schlangen an Tankstellen . Nun nahmen die Gewerkschaften die Stromversorgung ins Visier und riefen zu Streiks in Frankreichs 19 Atomkraftwerken auf. Nach Angaben der CGT wurde dadurch gestern in zehn Atomkraftwerken die Stromproduktion gedrosselt. Der Netzbetreiber RTE erklärte aber, es gebe keine Probleme bei der Stromversorgung. Bei den Tankstellen entspannte sich die Lage derweil etwas: Nach Angaben des Erdöl-Industrieverbandes Ufip hatte rund ein Fünftel der etwa 11 500 französischen Tankstellen Versorgungsschwierigkeiten, in den Tagen zuvor war es rund ein Drittel. Das Berliner Auswärtige Amt warnte Reisende dennoch vor "Verteilungsengpässen bei Benzin- und Dieselkraftstoff" in Frankreich.

Angesichts der sich zuspitzenden Proteste stellte die Regierung den Gewerkschaften ein Entgegenkommen in Aussicht. Die französische Regierung hatte die umstrittene Arbeitsrechtsreform auf Druck der Gewerkschaften schon in mehreren Punkten abgeschwächt. >

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