Staatsanwalt hält Mollath für schuldig

Regensburg · Die Staatsanwaltschaft ist im wieder aufgerollten Verfahren von Gustl Mollaths Schuld überzeugt. Der jahrelang gegen seinen Willen in der Psychiatrie festgehaltene Angeklagte soll seine Ehefrau schwer misshandelt haben.

Der ehemalige Psychiatrie-Insasse Gustl Mollath hat seine Ex-Frau nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft misshandelt und eingesperrt. Der Angeklagte habe am 12. August 2001 seine damalige Ehefrau geschlagen, getreten, gebissen und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt, sagte Oberstaatsanwalt Wolfhard Meindl am Freitag in seinem Plädoyer vor dem Landgericht Regensburg . Zudem habe Mollath die Frau Monate später für etwa 90 Minuten in einem Zimmer eingeschlossen. Der Anklagevertreter betonte, dass er die Angaben des Opfers für glaubwürdig halte. Zudem habe ein Arzt die Verletzungen gesehen und dokumentiert, wenn auch dilettantisch.

Für ein Komplott der damaligen Frau Mollath, um den ihr unbequemen Ehemann aus dem Verkehr zu ziehen, weil er einen Schwarzgeldskandal aufdecken wollte, gebe es keine Beweise, erläuterte Meindl. Dafür hätten Ärzte, Psychiater, Staatsanwälte und auch Richter ins Boot genommen werden müssen. Selbst wenn die Vorwürfe Mollaths stimmen würden, sei das kein Grund, so mit seiner Frau umzugehen.

Laut Meindl war der heute 57-Jährige bei den Taten auch voll schuldfähig. Eine wahnhafte Störung Mollaths sei, wenn überhaupt, erst von 2003 an denkbar.

Mollath lehnte es ab, konkrete Fragen zu den erhobenen Vorwürfen zu beantworten. Am frühen Freitagabend sollten noch die Schlussvorträge der Nebenklage und der Verteidigung gehört werden.

Mollath darf im Wiederaufnahmeverfahren allerdings nicht bestraft werden, nachdem er im ersten Verfahren einen Freispruch bekommen hatte. Dennoch könnte im nächste Woche erwarteten Urteil Mollaths Schuld festgestellt werden. Der 57-Jährige war über sieben Jahre gegen seinen Willen in der Psychiatrie festgehalten worden. Angestoßen von vielen Unterstützern war sein bundesweit beachteter Fall neu aufgerollt worden. Mollath wurde vor einem Jahr aus der Psychiatrie entlassen. Anlass für die Unterbringung war ein Verfahren vor dem Landgericht Nürnberg, bei dem Mollath 2006 wegen Wahnvorstellungen für schuldunfähig erklärt worden war. Die Wahnvorstellungen bezogen sich auf von Mollath damals behauptete Schwarzgeldgeschäfte seiner Frau für die HypoVereinsbank . Inzwischen steht fest, dass es diese Geschäfte im Kern tatsächlich gab.

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