Staat und Kirche wollen aufklären

Berlin. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Foto: ddp), wollen die Aufklärung von Missbrauchsfällen weiter vorantreiben. Dies bekräftigen sie gestern nach einem Treffen in Berlin

Berlin. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Foto: ddp), wollen die Aufklärung von Missbrauchsfällen weiter vorantreiben. Dies bekräftigen sie gestern nach einem Treffen in Berlin. Man sei sich einig, dass vergangene Fälle sexuellen Missbrauchs in kirchlichen Einrichtungen "umfassend" und "entschlossen" aufgeklärt werden müssten - und zwar in Zusammenarbeit von Kirche, staatlichen Stellen und Betroffenen. Den Opfern sei großes Leid zugefügt worden. "Sie haben ein Recht auf eine ehrliche Aufklärung", hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Das Treffen war nach einem Streit zwischen der Ministerin und Zollitsch Ende Februar vereinbart worden. Leutheusser-Schnarrenberger hatte der katholischen Kirche mangelnde Kooperation mit staatlichen Strafverfolgungsbehörden bei der Aufklärung sexuellen Missbrauchs in den eigenen Reihen vorgeworfen. Zollitsch wiederum warf Leutheusser-Schnarrenberger damals maßlose Polemik vor. Nachdem sich Leutheusser-Schnarrenberger in einem Schreiben an die Bischöfe gewandt und ihnen darin den Willen zur lückenlosen Aufklärung bescheinigt hatte, erklärte Zollitsch den Streit damals bereits für beendet. Zollitsch sagte nach dem Treffen: "Es war ein gutes Gespräch. Wir haben die Fragen in Freundschaft und guter Partnerschaft besprochen." Leutheusser-Schnarrenberger sagte, es sei in der katholischen Kirche vieles in Bewegung gekommen. Man sei sich einig darüber, dass strafrechtliche Ermittlungen des Staates von der Kirche nicht verzögert oder behindert werden dürften. "Das haben wir klar besprochen. Da stimmen wir auch überein", sagte die Ministerin. Dementsprechend müssten auch die Leitlinien der Bischofskonferenz geändert werden, so die Ministerin. Sie verpflichten die Kirche bisher nur bei einem erhärteten Verdacht und nicht verjährten Fällen, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Die Bischofskonferenz hat eine Überarbeitung bis zum Sommer angekündigt. Angesichts der zahlreichen Fälle sexuellen Missbrauchs kämpft die katholische Kirche weiter gegen den fortschreitenden Vertrauensverlust. "Unter den Angriffen der Welt, die über unsere Sünden spricht, sehen wir, wie nötig es ist, Buße zu tun", sagte gestern Papst Benedikt XVI.. Frühere Heimkinder demonstrierten derweil in Berlin gegen gewalttätige Erziehungspraktiken und sexuellen Missbrauch. Der Verein ehemaliger Heimkinder verlangte Entschuldigungen und Entschädigungen. Dem Runden Tisch Heimerziehung, der am Nachmittag zusammenkam, warf die Vereinsvorsitzende Monika Tschapek-Güntner "Verharmlosung" vor. dpa/epd

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