SPD streitet wieder über Kanzlerkandidaten

Berlin. Die Debatte in der SPD über den Kanzlerkandidaten bei der kommenden Bundestagswahl hält an. SPD-Vize Olaf Scholz (Foto: dpa) sprach sich am Wochenende dafür aus, dass der Kandidat auch jenseits der Parteigrenzen populär sein müsse

Berlin. Die Debatte in der SPD über den Kanzlerkandidaten bei der kommenden Bundestagswahl hält an. SPD-Vize Olaf Scholz (Foto: dpa) sprach sich am Wochenende dafür aus, dass der Kandidat auch jenseits der Parteigrenzen populär sein müsse. Der Kanzlerkandidat muss nach Ansicht von Hamburgs Erstem Bürgermeister "eine Reputation haben, die dazu führt, dass viele sich auch seinetwegen für die SPD entscheiden".Innerhalb der SPD-Linken gibt es Widerstand gegen eine mögliche Kandidatur des populären früheren Bundesfinanzministers Peer Steinbrück. "Peer Steinbrück verachtet die Partei und bezeichnet ihre Funktionäre gern als Heulsusen", zitierte der "Spiegel" Juso-Chef Sascha Vogt. "Seine Kandidatur würde die SPD tief spalten, ein Großteil der Mitglieder stünde nicht hinter ihm."

Derzeit sind drei mögliche Kandidaten im Gespräch: Parteichef Sigmar Gabriel, Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Ex-Finanzminister Steinbrück. Gabriel sagte der "Bild am Sonntag", er traue sich eine Kanzlerkandidatur zu. Ein Parteivorsitzender müsse aber auch die Souveränität haben, den vorzuschlagen, mit dem die Partei die besten Chancen habe - und dabei vielleicht auf eigene Ambitionen verzichten. Gabriel bekräftigte, dass die Entscheidung frühestens ein Jahr vor der Wahl fallen müsse.

Der saarländische SPD-Landeschef Heiko Maas hat vor einer zu frühen Entscheidung gewarnt und Personalspekulationen zum jetzigen Zeitpunkt eine Absage erteilt. "Die SPD tut gut daran, die Kandidatenfrage weiter offen zu lassen", sagte Maas. Sie müsse frühestens Ende 2012 geklärt werden. "Klar ist: Die SPD hat mehrere Personen, die Kanzler könnten." Für die Kandidaten-Kür müsse "Kriterium sein, wer für die SPD die meisten Wähler mobilisieren kann, sowohl Stammwähler wie Wechselwähler." afp/red

Meinung

Irrwege in der Kanzlerdebatte

Von SZ-KorrespondentStefan Vetter

Der linke SPD-Flügel lässt kein gutes Haar an Peer Steinbrück, um den eher rechten Parteipromi als Kanzlerkandidaten zu versenken. Dagegen will der Vorsitzende Sigmar Gabriel das K-Rennen so lange wie möglich offen halten. Sowohl das eine als auch das andere ist befremdlich.

Die schwarz-gelbe Bundesregierung scheint ihrem vorzeitigen Ende näher zu sein als einem überzeugenden Neuanfang. Vor diesem Hintergrund muss die SPD ihre K-Frage schneller beantworten, als es Gabriel lieb ist. Die besten Aussichten, bei Neuwahlen für die SPD zu punkten, hat Peer Steinbrück. Dem früheren Finanzminister trauen die Wähler angesichts der Euro-Krise jene finanzpolitische Geradlinigkeit zu, die die amtierende Bundesregierung vermissen lässt.

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