Spähangriff im Kanzleramt

Der Virenscanner im Kanzleramt hat funktioniert: Vor Monaten fiel ein mit einem Trojaner verseuchter Speicherstick einer Mitarbeiterin auf. Dabei soll es sich um die Spionage-Software „Regin“ handeln. Hier zentrale Fragen und Antworten zu dem Vorfall.

Was ist geschehen?

Eine Mitarbeiterin der Europa-Abteilung im Kanzleramt hat laut "Bild" entgegen der Vorschriften ein Dokument auf einen privaten USB-Stick gespielt, um daran zuhause zu arbeiten. Als sie den Stick später wieder in den Dienstcomputer gesteckt habe, habe der Virenscanner angeschlagen. Der Vorfall soll sich vor Monaten ereignet haben. Unterschiedliche Angaben gibt es darüber, ob es sich um eine Referatsleiterin oder eine Referentin handelte.

Was kann die Spionage-Software "Regin"?

Internet-Sicherheitsexperten der Enthüllungs-Website "The Intercept" haben den Trojaner "Regin" Ende November mit dem US-Geheimdienst National Security Agency (NSA) und deren britischem Partner GCHQ in Verbindung gebracht. Das Programm kann unter anderem E-Mails analysieren, Kennwörter stehlen, Daten auslesen oder eine Computermaus fernsteuern.

Wer steckt hinter dem Trojaner-Angriff?

Das dürfte sich kaum sicher klären lassen. Sicherheitsexperten halten es für wahrscheinlich, dass die Software außer von NSA und GCHQ mittlerweile auch von anderen Geheimdiensten weiterentwickelt wurde und genutzt wird. Eine politische Reaktion etwa der Kanzlerin wie 2013, als bekannt geworden war, dass das Handy von Angela Merkel jahrelang von der NSA abgehört worden war, dürfte ausbleiben.

Ist der Angriff eine Ausnahme?

Nein. Aus dem aktuellen Bericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland geht hervor, dass seit Mai 2014 monatlich bis zu 60 000 verseuchte E-Mails in den Netzen der Bundesverwaltung abgefangen wurden. Im Jahr 2014 seien täglich zudem 15 bis 20 Angriffe auf das Regierungsnetz entdeckt worden, die durch normale Schutzmaßnahmen nicht erkannt worden wären. Zudem würden täglich rund 3500 Zugriffe auf Server blockiert, die Schadsoftware enthalten.

Hat sich die betroffene Mitarbeiterin unkorrekt verhalten?

Das ist nicht einfach zu sagen. Es hängt beispielsweise unter anderem davon ab, ob das verwendete Dokument als Verschlusssache oder sogar als geheim eingestuft war. Unklar ist auch, welche Art von USB-Stick eingesetzt wurde. Aus der Regierung ist zu hören, dass private USB-Sticks in bestimmten Bereichen gar nicht funktionierten.

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