Sorge um Nordkoreas Atompolitik

Saarbrücken. Das Jammern ist der Japaner Sache nicht. Was nicht heißt, dass im rund 128 Millionen Menschen umfassenden Inselstaat Unbekümmertheit vorherrscht. Im Gegenteil: Knapp zwei Jahre nach der Erdbeben- und Atomkatastrophe konnten noch längst nicht alle Menschen in ihre Heimat zurückkehren

Saarbrücken. Das Jammern ist der Japaner Sache nicht. Was nicht heißt, dass im rund 128 Millionen Menschen umfassenden Inselstaat Unbekümmertheit vorherrscht. Im Gegenteil: Knapp zwei Jahre nach der Erdbeben- und Atomkatastrophe konnten noch längst nicht alle Menschen in ihre Heimat zurückkehren. Zusätzlich macht der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt die hartnäckige Rezession zu schaffen. Japans Premierminister Shinzo Abe, seit Dezember im Amt, will nun im Turbogang Japans Wachstum auf die Sprünge helfen.Takeshi Nakane, seit März 2012 Botschafter Japans in Berlin mit jahrelanger Deutschlanderfahrung, blickt mit souveräner Nüchternheit auf sein Land. Beim Gespräch anlässlich eines Besuchs in Saarbrücken schimmert jedoch auch Sorge durch: Nordkoreas tollkühne Atomtests treiben Tokio mehr denn je um - einer der Gründe, weshalb die neue Regierung ihre Beziehungen zu den USA jetzt intensiviert hat. "Immerhin", sagt Nakane, "scheint sich jetzt auch China zu bewegen." Peking habe Pjöngjang jüngst mit deutlichen Worten von weiteren Tests "abgeraten". Japan, so räumt Nakane ein, sei mit seiner Sanktionspolitik gegen Nordkorea inzwischen am Ende. "Es ist nur etwas zu erreichen, wenn alle Mitglieder der Vereinten Nationen an einem Strang ziehen. Entscheidend ist dabei, dass die Sanktionen von allen konsequent durchgesetzt werden", sagt der Botschafter. Man müsse freilich mit friedlichen Mitteln zum Ziel kommen.

Neuen Befürchtungen zum Trotz rechnet der Diplomat auch nicht mit weiteren Eskalationen im Spannungsfeld zwischen China und Japan. Seit langem streiten beide Staaten um die Senkaku-Inseln im ostchinesischen Meer, in deren Umgebung reichliche Erdöl- und Erdgas-Vorkommen vermutet werden. Im Januar erst kam es dort zu einem brenzligen Zwischenfall, als Japan ein chinesisches Flugzeug mit Kampfjets auf Abstand halten wollte. Nakane wertet dies als Antwort darauf, dass "China japanisches Hoheitsgebiet verletzt hat". Für den Diplomaten gibt es kein Vertun: "Historisch und völkerrechtlich gehört die Inselgruppe zu Japan. Wir werden unsere Ansprüche darauf nicht aufgeben." Trotz der politischen Spannungen aber hätten China und Japan sehr enge wirtschaftliche Verbindungen. Nakane ist daher sicher, dass die "Kommunikation zwischen beiden Ländern nicht abreißen wird". Auch die ebenfalls wegen eines Inselstreits gespannten Beziehungen zu Südkorea sieht der Botschafter nach dem Machtwechsel in Seoul auf dem Weg der Besserung - nicht zuletzt wegen gemeinsamer Positionen gegen Nordkoreas Nuklearpolitik.

Erfreulich gestalten sich indes die Beziehungen Japans zu Deutschland. Knapp zwei Jahre nach Fukushima will nach Aussage des Botschafters auch die neue Regierung in Tokio den Energie-Wandel vorantreiben - entgegen manch anderslautender Meldungen. Japanische Firmen seien daher unter anderem interessiert an deutschen Offshore-Windkraftanlagen. Um seinen Energiebedarf zu decken, sei es für Japan allerdings vorerst nicht möglich, völlig auf Atomkraftwerke zu verzichten. Anders als Deutschland, so Nakane, könne Japan wegen seiner geografischen Lage im Notfall nicht auf nachbarschaftliche Energieversorgung setzen. "Solche Netzwerke gibt es bei uns nicht", erklärt der Botschafter. Doch seien wegen harter Auflagen und strenger Kontrollen durch eine nach dem Unglück von Fukushima eigens eingerichteten Kommission derzeit nur noch zwei der 54 Kernkraftwerke in Japan am Netz. Foto: Berry/dapd

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