Sodann tritt für die Linke an

Berlin. Die Linke schickt den ehemaligen "Tatort"-Kommissar Peter Sodann (Foto: ddp) in die Entscheidung um das Amt des Bundespräsidenten. Nach monatelanger Kandidatensuche nominierte die Bundestagsfraktion den 72-jährigen Schauspieler gestern in Berlin. "Mein Herz hat immer links geschlagen", sagte Sodann

Berlin. Die Linke schickt den ehemaligen "Tatort"-Kommissar Peter Sodann (Foto: ddp) in die Entscheidung um das Amt des Bundespräsidenten. Nach monatelanger Kandidatensuche nominierte die Bundestagsfraktion den 72-jährigen Schauspieler gestern in Berlin. "Mein Herz hat immer links geschlagen", sagte Sodann. Er ist nach Amtsinhaber Horst Köhler und der SPD-Kandidatin Gesine Schwan (beide 65) bereits der dritte Bewerber für die Wahl am 23. Mai 2009. Sodann sagte, er wolle mithelfen, langfristig die Utopie einer gerechteren und friedlichen Welt zu verwirklichen. Bei der Wahl gilt er jedoch als chancenlos. Sodann beschrieb sich selbst als "utopischen Sozialisten". Ihm sei es stets um die Idee gegangen, auch wenn diese von Menschen missbraucht worden sei, sagte er in Anspielung auf die DDR. Linke-Fraktionschef Gregor Gysi rief in Erinnerung, wie Sodann Anfang der 60er Jahre wegen staatsfeindlicher Hetze sechs Monate lang in DDR-Untersuchungshaft saß. "Er ist ein rebellischer Geist - das war er, und das blieb er." Als Bundespräsident stünde Sodann für "eine gerechte Vereinigung" von Ost- und Westdeutschland. Parteichef Lothar Bisky attestierte ihm einen "aufrechten Gang". Linke-Partei- und Fraktionschef Oskar Lafontaine sagte über Sodann: "Er wäre ein wirklicher Bundespräsident des Volkes." Seine Kandidatur stellte der Schauspieler als Teil eines langfristigen Projekts dar. Er kündigte an: "Ich werde meine Kraft einsetzen, der Linken zu helfen, ihr Haus zu bauen." Am Fundament baue er nun mit, so dass andere später einziehen könnten. "Wenn ein Volk keine Utopie mehr hat, dann ist es wohl tot." Seine Utopie beschrieb Sodann so: "Jeder nach seinen Leistungen, jeder nach seinen Fähigkeiten, und dass die Menschen sich verstehen und sich nicht die Köpfe einschlagen." So wolle er sich dafür stark machen, dass Deutschland keine Soldaten mehr nach Afghanistan schicke. dpaMeinung

Nur eine Schachfigur

Von SZ-KorrespondentStefan Vetter Peter Sodann ist ein sympathischer und ehrenwerter Mann. Als "Tatort"-Kommissar Ehrlicher wusste er ein Millionen-Fernsehpublikum zu begeistern. Seine unbeugsame Haltung in der DDR gegen die Allmacht der damaligen Staatspartei SED verdient großen Respekt. Ob er sich mit seiner Präsidentschaftskandidatur auf dem Ticket der Linkspartei einen Gefallen tut, darf allerdings bezweifelt werden. Seine Chancen, Horst Köhler zu beerben sind jedenfalls gleich Null. Daher muss sich die Führung der Linken fragen lassen, was sie mit dieser aussichtslosen Präsidentschaftskandidatur bezweckt. Offenbar ist Sodann nur die Schachfigur in einem Ränkespiel, mit dem Oskar Lafontaine die SPD ärgern will.

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